Auftritt
Senftenberg: Es kommt nur auf eine Idee an
Neue Bühne Senftenberg: „Brecht auf! Das Fest“
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Tilmann Köhler und Miriam Tscholl: Montagswirklichkeit Dresden (11/2015)
Auf einem dem Augsburger Plärrer, Schwabens größtem Volksfest, nachempfundenen Rummelplatz vor dem Theater geht es schnell zur Sache: „Baal“- oder „Hannibal“-Ausrufer fordern das Publikum dazu auf, sich für eines von vier Stücken in der zweiten Runde nach der Eröffnung des Brecht-Spektakels zu entscheiden. Diese hatte Intendant Manuel Soubeyrand mit seiner „Mutter Courage“ in der schlanken Zweistundenfassung von Brecht-Enkelin Johanna Schall bestritten. Soubeyrands „Courage“ fährt mit einem ramponierten VW-Camper (noch ohne Abgasmanipulation) in die von Gundula Martin (Bühne) und Jenny Schall (Kostüme) mit Grün-und-Orange-Polaritäten leicht ins Abstrakte gesetzte Kriegswelt. Auch die Musik von Alexander Suckel und der auf der Bühne in Uniform kostümierten Band Preliminary Injunction lässt die bekannten Paul-Dessau-Lieder in einer Verfremdung erklingen, die erfrischend wirkt. Anita Iselin als Courage und der gewitzte Koch von Heinz Klevenow sorgen für eine schauspielerische Geradlinigkeit, die das insgesamt junge Ensemble des Hauses mitzieht in dieser auf eine zeitgenössische Welt – ohne betuliche Lehrhaftigkeit – zielenden Version.
„Lux in Tenebris“ auf der Hinterbühne, in der Regie von Ulrike Müller, gehört als Werk des 19-jährigen Brecht mit seiner auf Künftiges verweisenden Kontrastierung von Scheinmoral und Geschäftssinn im Setting eines Bordellbetriebs auf den ersten Blick nicht zu den Stücken mit großem Wiederentdeckungspotenzial. Die Regie legt das...