Welcome in der größten Eventbude des Sommers“, heißt es im Programmheft des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel. Ein ironischer Kommentar zum meistdiskutierten Begriff dieses Frühjahrs, der frech die Stoßrichtung des Festivals karikiert. Denn einen „Eventschuppen“, wie ihn vermeintlich hellseherische Stimmen für die Volksbühne unter Castorf- Nachfolger Chris Dercon prophezeiten, findet man auf Kampnagel mit Sicherheit nicht. Die Produktionen und Installationen, die Festivalleiter András Siebold hier zu einem Programm fügte, zeugen von langjährigen Kooperationen und einer ordentlichen Portion Mut zum Wagnis.
Das Festival ist Gesamterlebnis über die Genregrenzen hinweg. Die Besucher können Installationen besuchen, im Festival- Avant-Garten diskutieren und am Kanalkran schaukeln. Gleichzeitig ist Kunst auf Kampnagel weit weg von der Eventkultur, vor der Claus Peymann warnt, sondern sie ist politisch auf eine präsente, unaufdringliche, aber nicht folgenlose Art. Die Reihe „This is not Greece“ beispielsweise beleuchtet die Finanzkrise aus griechischer Perspektive in Kunst, Philosophie, Film und Diskurs.
In der Migration Welcome Hall, einem Holznachbau der Walt Disney Concert Hall von Ausnahmearchitekt Frank O. Gehry, erprobt das Künstlerkollektiv Baltic Raw verschiedene Willkommenskulturen. Die Umgestaltung des Kanalspielhauses Flora, des letztjährigen Baltic-Raw-Projekts, brachte Kampnagel- Intendantin Amelie Deuflhard ein förmliches Ermittlungsverfahren ein. Sie hatte den Holznachbau der Roten Flora gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv kurzerhand...