Geschichte der Theaterpädagogik im 20. und 21. Jahrhundert
Erschienen in: Lektionen 5: Theaterpädagogik (10/2012)
Assoziationen: Theaterpädagogik Theatergeschichte
Will man sich einer Geschichte der Theaterpädagogik nähern, muss man zunächst zwischen dem Wort Theaterpädagogik und dem Phänomen, zwischen der Begriffsgeschichte und der Phänomengeschichte unterscheiden. Was die Wortgeschichte angeht, so wissen wir, dass es sich bei der „Theaterpädagogik“ um ein deutsches Unikat handelt und dieselbe Sache in anderen Sprachen mit ganz anderen Termini bezeichnet wird. Das deutsche Wort hat zahlreiche Entsprechungen, etwa „Drama in Education“, „Theatre in Education“, „Theatre for Development“, „dramatische vorming“, „Jeux Dramatiques“, „teatro educazione“ u. a. – allerdings mit jeweils etwas anderen Konnotationen. Die Wurzeln des im Deutschen verwendeten Wortes liegen vermutlich im Russischen. Der Begriff kam in der heute gebräuchlichen Wortbedeutung Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre in der Bundesrepublik auf, wurde im Laufe der 1970er Jahre zunehmend populärer und hatte sich in den 1980er Jahren durchgesetzt. Im Osten Deutschlands, in der DDR, war er bis zum Ende nur in Zusammenhang mit den entsprechenden Abteilungen an den Kinder- und Jugendtheatern bekannt, obgleich dort auf vielen Gebieten vergleichbare theaterpädagogische Aktivitäten unternommen wurden. Erst im neuen Jahrtausend aber kann man davon ausgehen, dass er sich zunehmend als anerkannter Begriff in der deutschen Sprache etabliert hat.1 Er entfaltet bis in die Gegenwart eine hohe integrative Kraft...