Es war eine Flucht ins Ungewisse. Aus Lebensmüdigkeit und Verzweiflung. Als der Sklave Esteban Montejo Ende des 19. Jahrhunderts von einer kubanischen Zuckerrohrplantage in einen Wald flüchtete, wusste er kaum, was ihn künftig erwartete. Im hohen Alter lässt er noch einmal die Jahre der Tortur als menschliche Ware, den Ausbruch und überhaupt den großen Kampf seiner Existenz Revue passieren. Welche Unwägbarkeiten und Träume den Weg dieses Helden begleiteten, ist derzeit am Konstanzer Stadttheater zu bestaunen.
Mit minimalistischer Requisite inszenierte Wolfgang Mehring das Einmannstück „El Cimarrón“ nach dem gleichnamigen dokumentarischen Roman des kubanischen Autors Miguel Ángel Barnet Lanza als intensive Charakterstudie und überlässt allen verfügbaren Raum seinem Hauptdarsteller. Imposant und in würdevoller Statur mimt der Togolese Ramsès Alfa – ein bewährter Kulturbotschafter zwischen Afrika und der Bodenseestadt – einen traumatisierten Durchhaltekünstler, dem die Geschichte von Kolonialismus, aber auch des Befreiungskrieges der Kubaner gegen die spanischen Hegemonen zwischen 1895 und 1898 ins Gesicht geschrieben ist.
Während den dunklen Bühnenraum lediglich einige Äste und Zweige bedecken, entsteht die wahre Rückschau aus der Imagination. Immer wieder starrt der Protagonist gebannt in den Zuschauerraum, wo sich die Erinnerungen vor seinem geistigen Auge aufbauen. Sichtlich vom Voodookult inspiriert, lassen schemenhafte Projektionen auf der hinteren Bühnenwand die...