SCORES – Insert Tanzquartier Wien
Ein Krieg und sein Double
von Andreas Spiegl
Erschienen in: Theater der Zeit: Jürgen Holtz – Schauspieler und Scharfdenker (04/2015)
Assoziationen: Österreich Tanz
Ein Stück, das sich mit Krieg auseinandersetzt, dem Krieg den Krieg erklärt, kommt nicht umhin, sich der Frage nach dem Bild vom Krieg zu stellen, einem Kriegsbild nachzuspüren als gäbe es ein Abbild des Krieges. Als Abbild wäre es nur der Schein von Krieg, ein Illusionieren des Schreckens im Licht einer Ästhetisierung von Wunden und Tod. Wenn ein Krieg wie der Erste Weltkrieg, den das Stück uncanny valley motivisch ins Bild nimmt, sich selbst einer Maschinerie von Bildern bedient, um die Schlacht auf den Feldern mit propagandistischen Bildern nochmals auszuschlachten, um dem realen Sterben ein letztes Mal die Illusion einer Begründung des Todes zur Seite zu stellen – das Epos von Helden, den Appell ans Nationale, ans Gewissen im Glauben an die Souveränität, dann ergibt sich für ein Stück die Möglichkeit, diesen Bildern auf Augenhöhe ins Gesicht zu schauen, den Bildern Bilder entgegenzusetzen. In diesem Sinne war die Illusionsmaschinerie des Ersten Weltkriegs ein kriegerisches Mittel und damit Teil eines Kriegs, der sich selbst als Krieg von Illusionen zu erkennen gibt: Was den Weltkrieg begleitete, war ein Krieg von Weltbildern und ein Bilderkrieg.
Der begehbare Blick
Die Inszenierung von uncanny valley basiert auf der Inszenierung von Bildern und greift dafür auf...