Das Kfz-Kennzeichen von Landshut lautet LA. Münchner sprechen diese beiden Buchstaben gerne einzeln und englisch aus, in ironischer Anspielung auf Los Angeles. Vom Hollywood-Glamour der kalifornischen Millionenmetropole ist das 64 000 Einwohner starke Städtchen an der Isar in etwa so weit entfernt wie die bayerische SPD von der Regierungsmehrheit im Freistaat. Vor allem der Bezirk Niederbayern, dessen Hauptstadt Landshut ist, gilt als konservativ und tiefschwarz. Den Mief des Provinziellen werden Stadt und Region nicht los. In Theaterkreisen zementiert hat ihn der Dramatiker Martin Sperr, in dessen kritischen Volksstücken „Jagdszenen aus Niederbayern“ und „Landshuter Erzählungen“ die Menschen dumpf und hinterwäldlerisch auftreten.
Bis zu seinem Tod vor elf Jahren wurde Sperr, selbst gebürtiger Niederbayer, regelmäßig als Zuschauer im Kleinen Theater Landshut gesichtet. Dessen Intendant Sven Grunert sagt: „Provinz ist kein Ort. Provinz ist ein Zustand.“ Freilich: So oder so ähnlich formulieren das alle, die in Kleinstädten Theater machen. Aber Grunert gehört zu denjenigen, denen man das glaubt. Der 51-Jährige ist nicht in Landshut gestrandet, er kam vor gut zwanzig Jahren voll Euphorie dorthin und hat sich seine Leidenschaft bis heute bewahrt. Damals suchte die Stadt per Anzeige einen Leiter für ein Hinterhoftheater in der Innenstadt, das bis dahin ein Verein bespielt hatte....