Im Dezemberheft von Theater der Zeit (12/2013) und im November in einem Interview der Zeit (49/2013) äußerte sich Thomas Oberender in Gesprächen mit Thomas Ostermeier, Ijoma Mangold und Moritz Müller-Wirth zur Zukunft des deutschen Theatersystems und schloss mit der Forderung nach einem „Systemwandel“. Beide Beiträge hinterlassen ein zwiespältiges Gefühl. Weil Oberender sehr vieles richtig beschreibt und Probleme zutreffend benennt, dabei aber gleichzeitig sehr ungenau und in mancher Hinsicht missverständlich bis fahrlässig formuliert. Um einige Beispiele zu nennen: Die Erprobung neuer Kooperationsmodelle und projekthafter Arbeitsformen in einen strategischen Zusammenhang mit neoliberalen Ideologien zu stellen oder sie daraus abzuleiten, rückt alle Versuche, an einem neuen, positiven Begriff von Stadttheater zu arbeiten, in ein schiefes Licht.
Neoliberalismus ist nicht „okay“ (wie Oberender sagt) und bietet keinerlei Begründung für Entstehungsbedingungen von Kunst, die an der Teilhabe und Teilnahme von möglichst vielen Menschen interessiert ist. Solche Kunst wird sich im Gegenteil immer aus dem Widerspruch gegen neoliberale Tendenzen begründen. Wenn Oberender sagt: „Wir sind in vielen Häusern an einem Punkt, wo wir den Gürtel nicht mehr enger schnallen können. Jetzt kann man das Kleid nur noch ablegen“, dann ist das für die Kollegen von Rostock bis Halle und Wuppertal (und bis vor einigen Jahren auch...