Französische Dystopia-Wochen am ETA Hoffmann Theater: Auf der großen Bühne läuft Michel Houellebecqs „Unterwerfung“, im Saal Joël Pommerats „La Révolution #1 – Wir schaffen das schon“. In Bamberg, der Stadt des Hörnchens, nimmt man sich also des Croissants und dessen Interpretation weltlicher Verbiegungen an. Niklas Ritter, zuvor in Potsdam und Bern tätig, inszeniert mit Pommerats Stück über Umsturz, Demokratie und Autorität seine zweite Arbeit in der fränkischen Mittelstadt. „La Révolution“ soll, obwohl die Zeit unmittelbar vor dem Sturm auf die Bastille als Vorlage dient, kein Historienstück, aber auch nicht ahistorisch sein. Dass man bei diesem Vorhaben keinem Drei-Stunden-Gewitter aus drögen Politphrasen ausgesetzt wird, grenzt nur scheinbar an ein Wunder, ist aber vielmehr eine meisterliche Leistung von Regie und Dramaturgie.
Zu Beginn des Stücks erklärt sich das dreistöckige Bühnenbild wie von selbst, denn in jeweiliger Etage agieren die Vertreter des zugehörigen Standes. Pyramidenhaft, sich nach oben verschmälernd, wird angedeutet, dass wenige über viele regieren, die Macht superexponentiell umgekehrt proportional zur Personenstärke der Herrschergruppe steht. Dass dieser balkonartige Aufbau nicht von ungefähr an ein Puppenspiel erinnert, beweist sich, als Adel und Klerus als halbmenschliche Puppen-Chimären auftreten. Ihr vollends kretinöses Dasein zeigt sich nicht nur durch die intrigante und egomanische Weise, am leidenden...