Man macht sich viel zu selten Gedanken darüber, wie eigentlich die Droge aussieht. Nicht eine spezielle Droge, sondern die Droge an sich: die Drahtzieherin, die hinter jeder Berauschung steckt, sozusagen. Ist sie anziehend oder abstoßend? Sympathisch oder unsympathisch? Trägt sie überhaupt ein Gesicht? Dank des Kasseler Staatstheaters wissen wir nun: Oh ja, das tut sie. Es ist das von Jürgen Wink.
Wink ist so etwas wie der stille Star des Theaters in der documenta-Stadt. Seit 15 Jahren gehört er zum Ensemble, und obwohl er sich mittlerweile schon nah ans Rentenalter herangespielt hat, sprüht ihm immer noch jugendlicher Schalk aus der zerfurchten Miene. Er kann frech, er kann albern, er kann nachdenklich, er kann zynisch. Und ohne dass er sich in den Vordergrund drängen müsste, ist da, wo er ist, das Zentrum. Mithin: eine Idealbesetzung, wenn es darum geht, der Idee der Droge ein Gesicht zu geben.
In Rebekka Kricheldorfs „Intervention“, der bereits siebten Auftragsarbeit der preisgekrönten Vielschreiberin für das Kasseler Staatstheater – von Schirin Khodadadian auf der Studiobühne zur Uraufführung gebracht –, hat die Droge ihren großen Auftritt. Erkundet wird das Reich des Rausches zwischen Betäubung, Erleuchtung und Ballermann, es geht um Sucht und Abhängigkeit und vor allem: ums Trinken....