Auf der Bühne der Gewalt
Wie junge Theatermacher der mexikanischen Realität entgegentreten
Erschienen in: Theater der Zeit Spezial: Mexiko (03/2015)
Assoziationen: Freie Szene Nordamerika
Wer im 20. Jahrhundert jung war und im Theater Mexikos einen Platz finden wollte, der musste die schmale Pforte passieren, die Zutritt zu den Bühnenberufen gewährte. Hindurch gelangten nur die wenigen Protegés der großen Theaterpersönlichkeiten Mexikos. Im Gegensatz dazu hat die heute heranwachsende Generation selbst geeignete Räume aufgetan, um auf nationaler und internationaler Ebene Anerkennung zu finden. Zu den ersten Theatergruppen, die vielfach zu Gastspielauftritten außerhalb Mexikos eingeladen wurden, zählen das Teatro de Ciertos Habitantes (Theater der besonderen Einwohner) unter der Leitung von Claudio Valdés Kuri, das Teatro Línea de Sombra (Theater Schattenlinie), geleitet von Alicia Laguna und Jorge A. Vargas, das Artillería Teatro (Artillerie-Theater) von Alberto Villarreal und das Teatro del Farfullero (Theater des Pfuschers/ Stotterers) unter der Leitung von Mauricio García Lozano.
Dieses Phänomen ist einerseits auf veränderte Anreize vonseiten des Staates zurückzuführen – wie zum Beispiel die Einrichtung des Stipendienprogramms des Fondo Nacional para la Cultura y las Artes (FONCA, Nationaler Fonds für Kultur und Kunst) 1989 –, andererseits auf das Engagement der vorhergehenden Generation, die sich dafür eingesetzt hat, Fördermittel für die Jugend bereitzustellen. Ein weiterer Unterschied sind die Solidarität der jungen Theaterleute untereinander, der Wille zur Zusammenarbeit und gegenseitigen Anerkennung. Vorbei sind Rivalitäten und wechselseitige...