Bericht
Widerstand und Erinnerung
Das Festival africologne in Köln stellt sich den Schrecken der Kolonialverbrechen und sucht programmatisch Versöhnung in der Erinnerung
von Stefan Keim
Assoziationen: Nordrhein-Westfalen Afrika Dossier: Festivals
Erschienen am 13.6.2025

Es gibt eine Jeanne d’Arc aus Afrika. Kimpa Vita ist ihr Name. Im Jahr 1704 behauptete sie, der heilige Antonius sei ihr in Visionen erschienen. Sie solle eine Widerstandsbewegung gegen die portugiesischen Sklavenhändler im Kongo anführen. Kimpa Vita verband christliche Religion mit afrikanischen Traditionen. Für sie war Jesus ein Afrikaner und seine Mutter Maria eine Sklavin. Der Aufstand ist gescheitert, mit 22 Jahren wurde Kimpa Vita gefangen genommen und als Hexe verbrannt.
Eine Sängerin aus Madagaskar, eine Tänzerin aus Benin und ein Bassist aus Frankreich stehen auf einer mit dunklem Staub bedeckten Bühne. Sie erzählen die Geschichte Kimpa Vitas in einer Mischung aus Tanztheater, Geschichtsstunde und Rockkonzert. „Sorcières/Kimpa Vita“ heißt die Performance des kongolesischen Choreografen DeLaVallet Bidiefono. Die Prophetin wird zum Vorbild, das sei ein Theater des Krieges, sagt die Sängerin einmal. Und zählt eine Menge Frauen von heute auf, Namen, die für viele stehen. Frauen, deren Genitalien verstümmelt wurden, die vergewaltigt wurden oder von ihrer Familie verstoßen, weil sie eine andere Frau lieben.
Inhaltlich bleibt die Eröffnungsvorstellung des Festivals africologne überschaubar, die kurzen Texte liefern schnelle, allgemein zutreffende Botschaften. Auch die Bilder sind nicht besonders originell. Aber die Hingabe der Darstellerinnen reißt mit, die pure Kraft, mit der sie...
Erschienen am 13.6.2025