15 Jahre ist es her, da sollte der Schriftsteller und Dramatiker Christoph Hein der Intendant des Deutschen Theaters in Berlin werden. Ein unglaubliches Rauschen ging durch den deutschen Blätterwald, von „Ostalgie“ und ähnlichem war in den Medien die Rede, als ob man schon aus moralischen Gründen verhindern müsse, dass einer, der in der DDR lebte und arbeitete, das erste Theater der neuen Bundeshauptstadt leite. Widerstand kam auch aus der Politik. „Man kann dem Senat nicht vorwerfen, irgendetwas unterlassen zu haben, um meine Intendanz zu verhindern“, resümiert Hein in seiner jüngsten Suhrkamp-Veröffentlichung „Gegenlauschangriff. Anekdoten aus dem letzten deutsch-deutschen Kriege“. In der Sammlung von Anekdoten ist jene über die gescheiterte Intendanz die umfangreichste, wenn auch ohne Pointe. Außer vielleicht jener, dass noch in den Diskussionen um Chris Dercons Berufung an die Berliner Volksbühne etwas widerhallte von der erzwungenen Aufgabe Heins – zwei Momente in den Verteilungskämpfen der ehemals geteilten Stadt, geprägt durch westelbische Arroganz.
Am 8. April wird Christoph Hein 75 Jahre alt. Verstand er sich selbst mehr als Dramatiker, ist er doch vor allem für seine Prosa bekannt. Mit „Gegenlauschangriff“ blickt der Schriftsteller zurück, auf die DDR, den Beitritt zur BRD und all die Verwicklungen, die sich im Anschluss daran ergeben...