Bericht
Theater als Ort der Demokratie
Das diesjährige Sächsische Theatertreffen legt konsequent den Fokus aufs Publikum
Assoziationen: Schauspiel Sachsen Staatsschauspiel Dresden Theater der Jungen Welt Schauspiel Leipzig Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Erschienen am 4.6.2024
Nein, diesmal sollte es keine Jury aus Berlin sein, die am Ende einen Preis vergibt. Diesmal wollte man nicht fremdbestimmt sein. Entscheiden sollte der Souverän: das sächsische Publikum. Das schon zur Eröffnung eine Hauptrolle spielt, als die Moderatoren aus dem Saal des Theaters der Jungen Welt in Leipzig per Video auf den Platz vor dem Theater schalten und eine zufällig vorbeiradelnde Passantin die entscheidenden Worte spricht und das Festival für eröffnet erklärt.
Der Fokus auf das Publikum ist konsequent. Die elf Theater haben auch elf „theateraffine Personen ihrer Stadtgesellschaft“ entsendet, die am Ende den Preis des sächsischen Theatertreffens verleihen sollen. Die Jury macht ihre Arbeit mit viel Empathie und vergibt am Ende nicht den einen großen Preis, sondern gleich drei Preise. Der Hauptpreis (2000 €) geht an das Mittelsächsische Theater in Freiberg und Döbeln für „Muttersprache Mameloschn“ in der Regie von Petra Ratiu. Es geht um jüdisches Leben in der DDR, gespiegelt in drei Generationen. Die Inszenierung zeigt auch, wie sich eine Kriegsüberlebendengeneration für den Sozialismus stark macht und Religion beiseitelegt; wie eine nächste Generation desillusioniert ist und am Leben in der DDR scheitert; und eine Nachwendegeneration wieder anfängt, nach jüdischen Wurzeln zu suchen. Ein erster Nebenpreis (1500 €) geht...
Erschienen am 4.6.2024
