Look Out
An welchen Guru glauben wir?
Das Wiener Performanceduo Holzinger & Riebeek übt Kritik am medial kaputtgetrimmten Körper
Erschienen in: Theater der Zeit: Auftreten und leuchten – Gisela Höhne und das Theater RambaZamba (04/2014)
In Deutschland werden pro Jahr geschätzte 73 Milliarden Euro im Wellness-Bereich umgesetzt. Ein florierendes Geschäft mit dem menschlichen Körper, das es zu hinterfragen gilt, suggeriert es doch in seinen Werbestrategien ein verlogenes Bild von ewiger Schönheit und ganzheitlichem Wohlbefinden. Aber wie können wir, ohne schön, fit und entspannt zu sein, das alles schaffen, was wir in unserer Leistungsgesellschaft zu absolvieren haben? Dies sind die Fragen, mit denen sich das junge Performanceduo Holzinger & Riebeek im letzten Teil seiner Trilogie „Wellness“ auseinandersetzte (die österreichische Erstaufführung war im Januar 2014 im Wiener brut im Rahmen des Themenschwerpunkts „Funny Feelings“ zu sehen).
Für „Wellness“ verlassen die Künstler erstmals ihre intime Zweisamkeit und nehmen noch drei andere Darsteller (Christian Bakalov, Renée Copraij, Andrius Mulokas) mit auf die Bühne, als Möglichkeit, sich selbst als Künstler im Kontext gruppendynamischer Konfliktzonen zu erfinden. Als Orientierungspunkt dient ihnen in dieser Produktion das Schaffen der US-amerikanischen Pionierin des modernen Tanzes Martha Graham. Wie schon in „Kein Applaus für Scheiße“ und „Spirit“ stellen die Künstler ihre eigenen Körper als radikales und schonungsloses Mittel zur performativen Disposition. Die Frage, scheint es, lautet: An welchen Guru glauben wir? Ihre dramaturgische Wegbegleiterin Renée Copraij, bekannt als Ensemblemitglied des belgischen Starchoreografen Jan Fabre, tritt...