Bericht
Wille zum Glauben
Das Monologfestival im td in Berlin wartet in angstbesetzten Zeiten ganz avantgardistisch mit einer Prise aus skeptischem Optimismus auf
von Tom Mustroph
Assoziationen: Berlin Dossier: Neue Dramatik Dossier: Festivals TD Berlin
Erschienen am 18.11.2025

Am Glauben hapert es heutzutage. Die klassischen Institutionen für diese Praxis wie Gotteshäuser und Parteilokale leeren sich. Und dort, wo auf ekstatische Resonanz getrimmte Massenveranstaltungen wie MAGA-Manifestationen oder Fackelzüge ihre dunkle Energie des Hasses auf alles, was anders ist, ausstrahlen, kriecht bei den Beobachtenden eher das Grausen den Nacken hoch. Glauben fällt schwer, das Glauben an den Glaube hat ohnehin die Aufklärung bereits hübsch zerlöchert.
Als geradezu avantgardistisch muss man daher werten, dass die Kurator:innen des Monologfestivals im td, formally known as theaterdiscounter, nicht weiter den kritischen Klageton über den Verfall anschlagen, wie er seit einiger Zeit zum Grundrauschen der Darstellenden Künste gehört. Stattdessen versuchten sie unter dem Motto „I want to Believe“ positive Kräfte zu bündeln.
Das gelang bei den insgesamt zehn Premieren und drei Specials unterschiedlich gut. In „Angelaland“ von Juliane Hendes (Text) und Romy Rexhäuser (Bühne und Kostüme) versuchte Performerin Jaëla Probst die positiven Energien ostdeutscher Herkunft ausgerechnet bei Angela Merkel zu finden. Sie inszenierte sich als fiktiver Jugendfreund in die Biografie der Pastorentochter und Jungpolitikerin hinein. Nicht fehlen durfte der gute alte Polylux als Bilderwerfer. Dieses Klischee-Element, verbunden mit Sternburg-Piuls und Sternradio, deutete schon darauf hin, dass in dieser Produktion die romantisierende Weltsicht der jüngeren Jahrgänge,...
Erschienen am 18.11.2025

















