Friedrich Wilhelm Stade, Marie Chmelik und die Eröffnung des neuen Herzoglichen Hoftheaters
Die Anfänge des Musiktheaters im neuen Hause
Erschienen in: 150 Jahre Theater Altenburg (04/2021)
Bereits im Jahr 1868 hatte Herzog Ernst I. (1826–1908) den Geheimen Baurat Julius Robert Enger (1820–1890)1 beauftragt, den Bau eines neuen Theaters zu planen. Das alte Theater im Schlossgarten genügte in keiner Weise mehr den Anforderungen eines geordneten Theaterbetriebs. Enger war ein Schüler Gottfried Sempers und hatte in seiner Ausbildungszeit am Bau des Königlichen Hoftheaters Dresden mitgewirkt. Und da es der ausdrückliche Wunsch des Herzogs war, dass auch in seiner Residenz ein Theater ähnlich dem in Dresden entstehen solle, war Enger die naheliegende Lösung. Dieser erkannte aber relativ schnell, dass seine Erfahrungen für einen so komplizierten Bau wie den eines Theaters nicht ausreichend waren. Deshalb wurde bereits im Frühjahr 1869 der Leipziger Architekt Otto Brückwald (1841–1917) eingebunden, der ab Mai 1869 den Bau des Theaters leitete.2
Am 16. April 1871 war es dann soweit: Noch bevor sich das erste Mal der Vorhang hob, ließ die Hofkapelle unter der Stabführung von Friedrich Wilhelm Stade (1817–1902) die ersten feierlichen Orchesterschläge erklingen, die den Glanz des neuen Zuschauerraums mit der Opulenz und Feierlichkeit der orchestralen Musik würdevoll verschmelzen ließen. Die Jubel-Ouvertüre von Carl Maria von Weber mit ihrer kraftvollen und doch feierlich-elegischen Einführung war sicherlich nicht nur ein Ausdruck der Freude über den...