Yael Ronen sitzt in einer Loge des Schauspielhauses Graz, gleich rechts neben der Bühne. Ihre Arme liegen verschränkt auf der Brüstung. Das Kinn ruht auf den Armen. Sie lächelt. Neugierig wandert ihr Blick zwischen Bühne und Zuschauerraum hin und her. Es ist der Premierenabend von „Community“, dem dritten Projekt der israelischen Regisseurin in Graz, das diesmal das Theater der Stadt selbst zum Thema hat. „Schauspielhaus Graz Occupied“ steht auf den T-Shirts der Darsteller. Wir schreiben das Jahr 2018. Die Finanzkrise ist mit voller Wucht zurückgekehrt, das Theater soll zum Luxushotel umgebaut werden. Doch ein kleines Häufchen Unbeugsamer hält es besetzt. Die Bühne gleicht einem Occupy-Camp mit Matratzenlager, Suppenküche und Kräutergarten. Draußen macht sich angeblich schon die Polizei zum Sturm bereit. Die Schauspieler fordern das Publikum auf, das Theater mit ihnen gemeinsam zu verteidigen, eine Solidargemeinschaft, eine „Community“ zu bilden.
Was ist uns das Theater wert? Sind wir bereit, es uns unter schwierigen Umständen zu leisten? Und was kann das Theater selbst leisten in schwieriger werdenden Zeiten? Das sind zentrale Fragen in diesem Stück, das Ronen gemeinsam mit dem Ensemble erarbeitet hat. Fragen, die die Schauspieler – oft in unmittelbarer Frontalansprache – ans Publikum weiterreichen.
Was kann Theater? Yael Ronen sagt:...