Wolfgang Engler: Klaus Lederer, sprechen wir aus aktuellem Anlass über ein Problem, das kein ausschließlich deutsches oder ostdeutsches ist, sondern mit dem Brexit, Trump und dem politischen Umbruch in Österreich seinen Ausdruck ebenso gefunden hat wie in den jüngsten Wahlen hierzulande. Man kann das Wahlergebnis aus Sicht der politischen Linken auf zwei Weisen interpretieren: Obwohl die Neue Rechte der Linken zugesetzt hat, konnte sie sich behaupten. Umgekehrt: Obwohl sich die Linke im Ganzen gut behauptete, hat ihr die Neue Rechte zugesetzt. Erfreuliches Abschneiden im urbanen Raum sowie im Westen, ein weniger erfreuliches im ländlichen Raum und im Osten, Gewinne dort, Verluste hier, das ist die Lage. Sofern es nicht gelingt, daran etwas zu ändern, droht längerfristig ein Nullsummenspiel; die Linke verharrt gesamtstaatlich bei etwa zehn Prozent der Wählerstimmen. Was tun? Verluste durch Erfolge mehr als wettmachen, indem man das Erfolgsmodell zum alleinigen Zukunftsmodell der Linken kürt? Dann liegt der Hauptakzent der Ansprache auf Pluralismus, Individualisierung, Koexistenz der Lebensweisen, linksliberaler Identitätspolitik, Diversität? Oder soll man aus Verlusten lernen, die soziale Frage, die Problematik des gesellschaftlichen Zusammenhalts zum Kerngeschäft erklären und die Linke wieder stärker als Anwalt der sozial Verwundbaren profilieren? In dem Fall gehört das Konzept der offenen Gesellschaft nicht auf...