Zum Thema Schauspielmusik
von Lutz Besch
Erschienen in: Theater der Zeit: Über den Surrealismus (01/1947)
Assoziationen: Dossier: Musik im Schauspiel
Wir haben die Erfahrung gemacht, daß die Künste einander befruchten. Der Impressionismus erwachte in der Malerei und ergriff dann von der Dichtung und der Musik Besitz; die Romantik nahm ihren Ausgang vom Wort und ging später auf bildende Kunst und Tonkunst über. Die Geschichte der Theorie des Films verzeichnet ein ständiges Auseinandersetzen mit den Elementen der Schaubühne, wobei man um die Tatsache nicht herum kann, daß der Film ohne die dramaturgischen Gesetze der theatralischen Kunst undenkbar ist, wenn auch zahlreiche Stimmen laut wurden, die dies bestreiten. Film und Theater, einst sehr nahe beieinander stehend, haben getrennte Wege eingeschlagen und machen nun verschiedene Entwicklungen durch. Das Theater muß sich heute einen Weg suchen, der mit dem Fehlen jeglicher Illusionsmöglichkeit fertig wird, das durch das ungeheure Zerstörungswerk verursacht wurde. Die Technik der Schaubühne ist heute anders, nämlich primitiver als die vergangener Jahrzehnte. Der Theatermensch wäre aber nichts wert, zöge er aus dieser Einschränkung nicht Nutzen! Eine Abkehr vom überladenen Stil zur kargen Stilisierung, ja sogar zum einfachen Vorhang hat sich vollzogen. Das Wort und damit der Geist sind wieder in den Vordergrund getreten. Wie schon zu Shakespeares Zeiten werden an die Einbildungskraft des Zuschauenden hohe Anforderungen gestellt. Hier muß das Theater dem...