Ivan Medenica, Sie haben mit der 50. Ausgabe das renommierte BITEF-Festival übernommen und somit eine große Geschichte des internationalen Theaters im Rücken. Was hat Sie in diesem Zusammenhang am meisten beschäftigt?
Das Beogradski Internacionalni Teatarski Festival BITEF steht seit seiner Gründung 1967 in der Tradition, sich mit den Zuständen in Europa auseinanderzusetzen. Europa war geteilt in zwei auch kulturell gegeneinander gesetzte Blöcke, und das blockfreie Jugoslawien konnte in der Welt des Theaters mit dem BITEF ein einzigartiges Festival der Begegnungen zwischen Künstlern aus Osteuropa und dem Westen etablieren. Damals kam die amerikanische Avantgarde, Leute wie Richard Schechner, Peter Schumann, später auch Robert Wilson, nach Belgrad und traf auf Regisseure aus der Sowjetunion, der DDR oder Rumänien. Jerzy Grotowski sah das Living Theatre erstmals hier in Belgrad, worauf, so die Legende, seine amerikanische Karriere folgte. Dieser Austausch war immer eine Säule des BITEF. Die andere war, neueste Entwicklungen und Formen des Theaters zu zeigen. Gerade diese Tradition gilt es unbedingt fortzusetzen.
War Ihre Berufung auch Anlass für eine Neuausrichtung?
Ich möchte zunächst daran erinnern, dass dieses Festival durch schwierige Zeiten gegangen ist. Das Ende des Kalten Kriegs hatte zwangsläufig eine Neuorientierung des BITEF zur Folge, aber es kamen noch die jugoslawischen...