Das gegenwärtige Theater geht mit pädagogischen Begriffen eigentlich nicht unbedingt sparsam um. Allerorten ist von der Veränderung von Sichtweisen die Rede, von neuen Erfahrungsräumen, vom Erlernen von Empathie oder dem Verlernen von Vorurteilen. Umso erstaunlicher ist es, dass wenig von einer Pädagogik des Theaters gesprochen wird, wenn es sich nicht gerade um den Bereich der Theaterpädagogik handelt. Brecht nannte seine Theorie des epischen Theaters noch eine „kleine Pädagogik“, doch das Pädagogische gilt heute eher als verrucht, weil bevormundend und zeigefingerverdächtig. Und meist kommt es dann auch so daher. Sind erzieherische Maßstäbe aber nur dort zu finden, wo sie auf den ersten Blick sichtbar sind? Wie es um eine „Pädagogik im Verborgenen“ bestellt ist, fragt ein kürzlich von dem Bildungswissenschaftler Clemens Bach herausgegebener Sammelband mit dem Untertitel „Bildung und Erziehung in der ästhetischen Gegenwart“. Der Band geht von Friedrich Schillers Schrift „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ aus und untersucht verschiedene Modelle zwischen Bildung und Ästhetik. Darunter auch solche, die man hier nicht unbedingt erwarten würde. So gibt es einen Beitrag des Erziehungswissenschaftlers Malte Brinkmann über die Band Kraftwerk. Und einen über Stadtgestaltung als Erziehungsmaßnahme sowie über die Verpackungen von Kinderlebensmitteln.
Daneben gibt es Beiträge, die sich explizit mit dem Theater...