Yael Ronens Theaterarbeiten sind dafür bekannt, politische Konflikte oder größere, gesellschaftspolitische Fragen im Mikrokosmos individueller Biografien und Beziehungskonstellationen aufzusuchen und darüber verhandelbar zu machen. Für ihre neue Produktion „Blood Moon Blues“ am Berliner Maxim Gorki Theater hat sie die Stückfassung gemeinsam mit Schauspielerin Orit Nahmias verfasst, zu der bereits eine langjährig gewachsene Arbeitsverbindung besteht. Dabei haben sie sich einen ordentlichen Brocken vorgenommen: das komplexe Thema psychischer Symptomatiken und wie diese Liebes- und Familienbeziehungen prägen und belasten können.
Die zu Beginn durch ein gelb beleuchtetes Passepartout gerahmte Bühnenwelt stellt thematisch passend eine ungemütliche Felslandschaft dar. Links und recht türmen sich gelbe Brocken auf, zum Teil surrealistisch anmutende Videoprojektionen im Hintergrund komplettieren die abstrakte Umgebung. Aus dem ersten Dialog erfahren wir, dass der Bühnenraum als eine Gebirgsregion in Israel bespielt wird, in die sich die bipolare Hauptfigur Elinor (Orit Nahmias) für einen Schreib-Aschram zurückgezogen hat.
Elinor wird in den ersten Szenen zunächst abwesend über die drei anderen Figuren vorgestellt: Da sind ihre Tochter Luna (Aysima Ergün), ihre jüngere Geliebte Gabriella (Vidina Popov) sowie ihr noch jüngerer Loverboy Greg (Doğa Gürer). Luna, in beigefarbenen One-Suit und braunem Pagenschnitt, ist Medizinstudentin, steht kurz vor ihren Prüfungen und hat seit zwei Jahren keinen Kontakt zu...
Erschienen am 7.12.2022