Anfangs, da fremdelten beide Seiten noch. Ein Berliner Intendant geht nach Stuttgart – und prompt schwirrten gleich mehrere Missverständnisse hin und her. Dass Armin Petras nach seiner Berufung unbefangen bekundete, Stuttgart sei ihm unter den deutschen Theatern eigentlich „das fremdeste“, nahm man ihm hier schon ein bisschen übel. Und dass jemand als verrückt gilt, wenn er von Berlin nach – wie bitte? – Stuttgart wechselt: Auch das bekamen viele hier in den falschen Hals. Vom Weltstadttheater in die Kehrwochenprovinz? Vielleicht, konterte man in Stuttgart mit einem coolen Gegenklischee, zog’s den Gorki-Intendanten ja ganz einfach vom klammen Berlin in den reichen Süden? Denn Petras bekommt hier ein größeres, endlich frisch saniertes Haus und ein geschätzt anderthalb bis doppelt so großes Ensemble, zudem steht ihm ein rund zweieinhalbfacher Etat zur Verfügung. Und dann Petras’ „regional“ grundiertes Programm: Brauchen wir, fragten manche Stuttgarter, einen Berliner Theatermann, der uns Hölderlin, Hauff und Hesse noch mal erklärt?
Doch Schwamm drüber. Jetzt, nach einem ehrgeizigen Start mit sechs Premieren an drei Tagen, ist mit dem Gefremdel und Klischee- Kleinkrieg erst mal Schluss. Zwischen dem neuen Team und dem Stuttgarter Publikum schon von Liebe zu sprechen, das wäre noch entschieden zu viel gesagt. Doch Petras, dessen schaffige,...