Frau Clavadetscher, in Ihrem Stück „My only friend, the end“ beschäftigen Sie sich mit Suiziden von Jugendlichen in der Schweiz. Wie haben Sie recherchiert?
Ich habe sehr viel gelesen. Neben Statistiken waren das wissenschaftliche Texte und Lebensberichte von verwaisten Eltern. Ich habe geschaut, wie in der modernen Literatur damit umgegangen wird, etwa bei Jeffrey Eugenides, und ich habe natürlich Goethes „Werther“ noch mal gelesen. Am Luzerner Theater gab es eine Begegnung mit Hinterbliebenen. Es waren auch Vertreter von Organisationen da, die sich täglich mit der Thematik beschäftigen. Nach dieser Recherche wollte ich aber zu einer Geschichte zurückfinden.
Ihre Figuren sind junge Menschen, die Angst vor der Zukunft ebenso umtreibt wie Langeweile in einer Schweizer Kleinstadt. Eine ihrer Gegenstrategien ist Gewalt – gegen sich selbst und gegen andere. Welche Möglichkeiten bietet die Bühne, das darzustellen?
Einerseits ist die Gewalt im Stück wichtig, weil sie Hilflosigkeit ausdrückt: Wenn Sprache etwas nicht mehr erklären kann, kommt die körperliche Energie zum Zug. Die kann sich in der Sprache zeigen, oder man stellt die Gewalt als Leerstelle dar, so dass man die Handlungen nicht explizit sieht, sondern sie sprachlich andeutet. Der Zuschauer soll sich selber vorstellen, wie diese Gewalt aussehen könnte. Wenn man die Leerstellen...