Beim Versuch, das antike griechische Theater zu rekonstruieren, erfanden Claudio Monteverdi und andere an der Schwelle zum 17. Jahrhundert die Gattung, die wir heute als Oper kennen. Beim Festival für aktuelles Musiktheater mit dem klingenden und energievollen Namen Bam! integrierten gleich zwei Performances Stücke von Monteverdi. Während die Gruppe Novoflot eine Art Paralleluniversum entfaltete, um andere mögliche Entwicklungslinien der Geschichte des Musiktheaters sichtbar zu machen, wandten sich Hauen & Stechen mit großer Spielfreude einem Haufen kultureller Versatzstücke der Operngeschichte zu und versetzte sie in komische wie rührende szenische Konstellationen: Da brechen eine Sängerin im Robbenkostüm, ein Meeresgott mit Sopranstimme und ein tragikomischer Wal aus dem Deklamieren verschiedenster Texte und einer verwickelten Geschichte in ergreifenden Gesang aus.
Mit Novoflots konstruktivistischer Ästhetik erhärtete sich der Verdacht, dass die Operntradition des 19. Jahrhunderts, die noch heute Bühnenarchitektur und Spielpläne bestimmt, sich zum Musiktheater verhält wie die Newton’sche Physik zur Relativitäts- oder Quantenfeldtheorie von Einstein oder Hawking. Novoflot zeigt, wie sich mit Verdichtungen von Figuren und Gesangsweisen, mit zeitversetzten Videoprojektionen und Stimmen – ob elektronisch disloziert oder mit ganz „analoger“ Fernchortechnik – unerwartete räumliche und zeitliche Situationen herstellen lassen, die jenseits des gewohnten Opernbesuchs liegen.
Ein äußerst schlüssiges Konzept war es, die Berliner Volksbühne...