Nun ist dieses in der deutschen Theatergeschichtsschreibung wohl einzigartige Werk zwar nicht ganz zu Ende gebracht, aber doch abgeschlossen. Nach den Bänden zu den Jahren 1887 bis 1945 und 1945 bis 1966 (erschienen 2007 und 2014) ist jetzt der dritte Band knapp ein Jahr nach dem Tod von Günther Rühle erschienen. Der Autor konnte das ehrgeizige Projekt selbst nicht mehr vollenden, da seine Sehkraft für das Studium schriftlicher Quellen schwand. Andererseits hat Rühle gerade für die dargestellte Zeit von 1967 bis 1995 wohl die allermeisten „Ereignisse“ und „Menschen“, wie es im Untertitel heißt, selbst erlebt und erzählen können. Seine Methode bestand aber darin, eine bedeutende Aufführung sowohl in ihrem gesellschaftlichen Kontext wie auch im Licht der besonderen künstlerischen Bedingungen zu schildern, die Macher auch mit Selbstaussagen auftreten zu lassen oder treffende Beschreibungen und Wertungen aus zeitgenössischen Kritiken heranzuziehen. Das war ihm zum Ende seines Arbeitslebens nicht mehr möglich, und die beiden von Rühle gebetenen Herausgeber, der Dramaturg Hermann Beil und der Leiter des Archivs Darstellende Kunst an der Berliner Akademie der Künste Stephan Dörschel, haben einige Lücken in dem etwa zu zwei Dritteln abgeschlossenen Manuskript ausgefüllt, nachrecherchiert und mit anderswo veröffentlichten Artikeln Rühles ergänzt.
Was nun für das ganze Projekt...