Anne Kersting: „Depot Erbe“ ist ein Projekt, bei dem über zwanzig Choreografen und Performer ins Museum gehen. Was bedeutet es, das eigene Medium, die eigene Räumlichkeit, die eigene Institution zu verlassen? Ihre Thematik hat sich nicht groß verändert. Aber das Publikum ist ein anderes. Auf einmal habe ich Theater-, Tanz- und Performancekünstler, die sich normalerweise an ein Publikumskollektiv richten, jetzt aber ganz andere Adressaten haben. Zudem adressieren sie, ohne anwesend zu sein, das ist der erste große Unterschied zwischen Theater und Museum.
Die Bühnenkünstler machen zum ersten Mal die Erfahrung, etwas zu hinterlassen, sie vererben dem Museum etwas, und sei es auch temporär, in diesem Fall für fünf Wochen, sind aber selbst nicht anwesend. Sie sind nicht Vertreter des Materials, nicht die Sprecher ihres Materials vor Ort. Und sie richten sich eben nicht an eine Gruppe, die planbar ist über eine Uhrzeit und Vorbestellungszahlen, anhand derer man sehen kann, wer kommt und wie viele, sondern sind wirklich in der Geste der Hinterlassenschaft und weniger der direkten Adressierung.
Christine Litz: Das ist die interessante Schnittstelle. So ein Museumsbesuch ist viel anarchischer, als ihr das aus dem Theater kennt. Im Theater kommt das Publikum an einen von euch festgelegten Ort und kann...