Magazin
Linzers Eck: Adaptionen und Textflächen
Hat die zeitgenössische Dramatik ein Problem?
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: Philipp Hochmair: Ein Mann, alle Rollen (11/2013)
In den sieben Jahren der Intendanz von Armin Petras am Berliner Maxim Gorki Theater (2006 – 2013) basierten etwa 40 Produktionen auf Prosatexten – von verschiedenen Autoren (häufig Petras höchstselbst) für die Bühne eingerichtet. Das ging mit Goethe los („Werthers Leiden“) und endete mit Stefan Heym („5 Tage im Juni“), dazwischen gab’s Thomas und Heinrich Mann, Günther Grass und Max Frisch, Werner Bräunig, Clemens Meyer u. a. Dazu kam noch ein gutes Dutzend Filmadaptionen von „Rocco und seine Brüder“ bis „Gegen die Wand“.
In der letzten Ausgabe von IXYPSILONZETT, Magazin für Kinder- und Jugendtheater, stellt Gerd Taube (Leiter des Kinder- und Jugendtheaterzentrums der BRD) fest: Laut einer Untersuchung der Spielpläne ausgewählter Theater zwischen 2007 und 2012 bestanden „die Programme durchschnittlich zu 58 % aus Adaptionen und Stückentwicklungen, dem standen 42 % Autorenstücke gegenüber“.
Das Programm des 10. GlückAufFestes der Neuen Bühne Senftenberg bestand ausschließlich (vom abschließenden Liederabend abgesehen) aus Bearbeitungen von Prosatexten zeitgenössischer Autoren, die überwiegend auch Stückeschreiber sind, aber schon länger nichts mehr für Theater geschrieben haben.
Zur Spielzeiteröffnung 2013/14 präsentierte das Deutsche Theater in Berlin „Hieron. Vollkommene Welt“ von Mario Salazar.
Das alles sind Indizien für einen historischen Tiefstand der zeitgenössischen dramatischen Literatur. Aber wer trägt die...