Ein Theater für alle, ein Stadttheater, in dem sich jeder wiederfinden kann – das war das große Ziel, das Generalintendant Michael Börgerding ausgegeben hatte, bevor er voriges Jahr seine Intendanz am Theater Bremen antrat. Börgerding öffnete das Haus für Kooperationen, etwa mit der freien Schwankhalle für das Festival „Outnow!“ (TdZ 9/2013), ließ das Schauspielhaus umgestalten, baute Barrieren ab, wo es nur ging. Zum Auftakt der laufenden Spielzeit ist der Intendant nun noch einen erheblichen Schritt weitergegangen: Das Theater Bremen hat Lola Arias’ Uraufführung „The Art of Making Money – Die Bremer Straßenoper“ herausgebracht, ein Stück, in welchem nicht Schauspieler in künstliche Rollen schlüpfen, sondern in welchem Obdachlose aus ihrem Leben erzählen. Authentischer kann ein Theater das Leben der Bewohner seiner Stadt kaum aufgreifen.
Das übergeordnete, auch manch Kulturschaffendem nicht immer vollkommen fremde Thema lautet schlicht: Wie überlebt man? Wie komme ich als Bettler, Straßenmusiker oder Prostituierte zu ausreichend viel Geld? Den Spannungsaufbau hat die argentinische Regisseurin Lola Arias, die das Stück gemeinsam mit den Stadtstreichern verfasst hat, vom Brecht’schen Theater abgeleitet: Spannend ist nicht das Ende, sondern wie es zu diesem Ende kommen konnte. Denn das Ende bildet in dieser Straßenoper den Anfang: Alle Protagonisten stellen sich zunächst dem Publikum...