Ein Plädoyer für das Stadttheater, für Ensemble und Repertoire, setzt sich heutzutage leicht dem Verdacht aus, dessen Probleme zu verkennen, die Lage schönzureden. Das liegt mir fern. Die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, die ich viele Jahre leitete, stand und steht noch im Ruf einer Kaderschmiede für den Spielbetrieb der deutschsprachigen Stadt- und Staatstheater. Speziell im Schauspiel strebt die Mehrzahl der dort Studierenden ein Engagement an diesen Häusern an und kommt in der Praxis gut zurecht. Die meisten Rückmeldungen bestätigen das. Aber es gibt auch kritische Berichte, Schadensmeldungen – und diese häuften sich zuletzt. Mehmet Sözer veröffentlichte sein Unbehagen in dieser Zeitschrift (TdZ 5/2015). Sein frischer Blick auf die Verhältnisse nimmt wahr, was manche älteren Kolleginnen und Kollegen, die sich die Hörner bereits abgestoßen haben, kaum mehr registrieren, dass „dieser Theaterapparat eigentlich überhaupt nicht hält, was er verspricht: nämlich der Ort zu sein, an dem Wahrheiten verhandelt, Geschehnisse reflektiert und die gesellschaftlichen Gegebenheiten verändert werden können“. Dafür trügen alle Gruppen Verantwortung.
Die Schauspieler wetteiferten um altersabschnittsbedingte Paraderollen und stellten sich selbst offenkundig abwegigen Regiekonzepten mehr oder weniger widerspruchslos zur Verfügung. Die Regieführenden seien in aller Regel froh, umhinzukommen, „mit den Schauspielern gemeinsam einen Erkenntnisprozess durchmachen zu müssen“. Die Hausleitungen wiederum...