Theater an der außereuropäischen Peripherie
Drama und Theater der ausgebildeten Schichten in Westafrika
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Assoziationen: Afrika
Die weltweite Expansion der kapitalistischen Kernregionen wirkte sich im subsaharischen Afrika kulturell ähnlich aus wie in Asien, verlief allerdings in wesentlichen Details anders. Seit dem 17. Jahrhundert wurden der Süden und einzelne Landstriche an den westlichen und östlichen Küsten kolonisiert, Ende des 19. Jahrhunderts hatte der europäische Kolonialismus den Kontinent fast durchgehend erfasst. Die christliche Missionierung, die Einführung von Elementen des modernen Bildungssystems wie Alphabetisierung in den zumeist oralen Gesellschaften, und nicht zuletzt – siehe die Geschichte von Beni – der massive Einfluss westlicher Lebensweisen sicherten die koloniale Herrschaft gleichsam kulturell ab. Das führte nach/neben der Beni-Bewegung zu weiteren Theaterformen, in denen sich westliche und afrikanische Elemente „interkulturell“ oder „transkulturell“ verzahnten. Mit der teilweisen Annahme europäischer Verhaltensweisen, Normen und Werte gab es schon vor dem Ersten Weltkrieg entsprechende Ansätze in Lagos, Nigeria. Afrikaner führten nach dem Muster der von den Briten seit 1866 zu ihrer Unterhaltung veranstalteten concerts eigene Kantaten und musikalische Mischprogramme auf. 1884 zeigte die Melodramatic Society, gefördert vom britischen stellvertretenden Gouverneur, in einem Schulraum ein concert mit kurzen komischen Szenen, Solo- und Chorgesang (Schulkinder) und Rezitationen zu Klavier. Während der Pause spielte eine Afrikaner-Band Blasmusik.123
Die Einführung moderner Ausbildungs- und Kommunikationsmechanismen hatte für die überwiegend...