Kommentar CORRECTIV-Recherche
„Emre“ is not amused
von Ayşe Güvendiren
Assoziationen: Debatte Dossier: Politische Konfliktzonen
Erschienen am 24.1.2024
Eingerichtet ist ein langer, weiß gedeckter Tisch an diesem Theaterabend. Das szenische Setting, ein nobles Ambiente. Final performativ zurecht- und hübschgestutzt durch die letzten Handgriffe jene:r, die an diesem Abend nach und nach in die in aller Kürze erarbeiteten Rollen schlüpfen werden, um mit den Mitteln des Theaters weitere bislang nicht öffentlich gemachte Recherchergebnisse des Investigativ-Kolletivs Correctiv zu dem rechtsextremistischen „Geheimplan gegen Deutschland“ dem Publikum im Theater vor Ort und in der Liveübertragung vor den Bildschirmen sitzen zu offenbaren.
Ich nehme, wie viele andere, gespannt vor dem Bildschirm Platz.
Das Warten, kaum auszuhalten.
Was nun folgt, ist die theatrale Darbietung der Schlüsselszenen des Geheimtreffens von Politiker:innen und Rechtsextremist:innen, die eine politisch-rechtliche Grundlage für Massen(zwangs)remigration (kurzum Deportation) von Bürger:innen dieses Landes schaffen wollen: Es ist eine Art Reenactment, künstlerisch übersetzt in eine Mischung aus Lesung, Szenenschauspiel und Kommentaren, dass das geheime Treffen ohne den genauen Wortlaut der Reden der Akteur:innen des Treffens wiederzugeben, nachstellt. Die Protokolle der Gespräche seien aus der Erinnerung herausgeschrieben, manches sei gar fiktional, heißt es. Jede:r Darstellende betont repetitiv die Identität als Schauspieler:in, bevor es zur jeweiligen Rolle übergeht. Wahrscheinlich auch und vor allem, um sich rechtlich abzusichern und womöglich eingehende Klagen und Anzeigen abzuwehren.
Eins liegt...
Erschienen am 24.1.2024