Sophiensæle
Erschienen in: Andere Räume – Die Freien Spielstätten in Berlin (04/2021)
Assoziationen: Freie Szene Berlin Sophiensaele
In einer der ältesten Straßen der Berliner Mitte – der Sophienstraße, unweit des Tourismusmagnets Hackesche Höfe – hat sich hinter der roten Backsteinfassade einer der traditionsreichsten Orte der Freien Szene eingerichtet, die Sophiensæle. Zum Hof des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes führt ein auffällig gestaltetes, mit farbigen Terrakotten geschmücktes Doppelportal, in dem die gemauerte Inschrift „Berliner Handwerker Verein“ und das Emblem mit dem symbolischen Händedruck noch zu erkennen sind.
Die Geschichte des Hauses beginnt mit seiner Errichtung im Jahr 1905 durch den Berliner Handwerkerverein. Als dessen Hauptgebäude war der Festsaal vor allem ein Ort der politischen Versammlung, der Bildung und des Feierns. Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht oder Clara Zetkin waren hier zu hören, und so ist das Haus in der Sophienstraße 18 eng mit der Geschichte der Berliner Arbeiter:innenschaft verbunden. Die Sophiensæle wurden 1996 auf Initiative von Künstler:innen gegründet, um ein Zentrum für freies Produzieren zu schaffen – zu den Gründer:innen gehörten damals Sasha Waltz, Jochen Sandig, Jo Fabian, Dirk Cieslak und Holger Zebu Kluth. Als sie das Haus übernahmen, war die Berliner Mauer nebenan schon seit ein paar Jahren gefallen und das Maxim Gorki Theater mit seinen Werkstätten gerade ausgezogen. Mit den mittlerweile bröckelnden Wänden und dem fallenden Putz bot das...