Am 9. März 2021 starb Günther Lindner. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich ihn das erste Mal auf der Bühne sah. War es 1982, in der beim III. Nationalen Puppentheaterfestival der DDR ausgezeichneten Inszenierung „Einzweidreivierfünfsechssieben“ der Gruppe Zinnober, war es in der ebenfalls preisgekrönten Zinnober-Produktion „Bremer Stadtmusikanten“? Aber ich weiß noch, dass mir schon damals seine ebenso vielfältige wie unauffällige, beinahe diskrete Spielweise gefiel. Mit leiser Intensität gestaltete er seine Figuren, um diese dann in bestimmten szenischen Momenten brillieren zu lassen.
Das letzte Mal sah ich ihn in einer Video-Aufzeichnung des „Verliebten kleinen Stiers“, einer Produktion des Theaters o.N., in der mich dieser dezente, präzise Künstler wieder in seinen Bann zog. Mit einem Hauch von komisch-ironischer Distanz gestaltete er die darstellerischen Randfiguren dieser Geschichte, dem kleinen Stier jedoch gab er genau jene arglose Liebenswürdigkeit, die ihm die Empathie der kleinen und großen Zuschauer sicherte. Günther Lindner kannte eines der Geheimnisse der Schauspielkunst: Er vermochte mit seinem Spiel tief zu berühren.
Und er schuf zudem oft die Puppen, die Szenografien der Inszenierungen, in denen er mitwirkte. Im „Verliebten Stier“ sind das zarte, aufklappbare Bühnenbild, die silhouettenhaften Puppen und die ausdrucksvollen Masken Teile eines anmutigen, bildnerischen Ganzen.
Als Puppenspieler, Erfinder und...