Es gibt Bergmenschen und es gibt Meermenschen. Nicht nur in Urlaubsfragen, sondern auch in der Psychotherapie. Wenn der Therapeut seine Patienten zur Entspannung auf eine innere Reise schickt, gibt es offenbar solche, die es auf den Gipfel zieht, und solche, die die Weite des Ozeans bevorzugen. Die Deutung, kinderleicht: Bergmenschen brauchen festen Boden unter sich, sind zielstrebig, leistungsorientiert und selbstkontrolliert. Meermenschen dagegen lassen sich lieber treiben, geben sich bereitwilliger ihrem Unterbewussten hin, neigen zu Tagträumen.
Annie Ocean (Isabell Giebeler), der Name sagt alles, liegt auf der Couch. Wenn auch nicht auf der eines Psychotherapeuten, wo sie eigentlich hingehörte. Ihr Meer ist nicht still, nicht türkis, kennt keine sanfte Brise. Ihr Ozean, um beim etwas bemühten Bild zu bleiben, ist tief und dunkel. Entspannung findet sie nur in der Wohnung ihres toten Vaters, wo sie auf ebendessen Sofa liegt, alte Westernfilme guckt und sich, wie sie sagt, einigermaßen aushält in ihrer Einsamkeit.
Dabei ist sie gar nicht so einsam. Verheiratet mit William „Bill“ Ocean (Lukas Graser), zwei Kinder, Reihenhaus. Und amourös verbandelt mit Jack MacCormick (Sebastian Graf), kerniger Raucher im weißen Feinrippunterhemd, mit dem sie sich aus der Eheöde heraus immer dann ins plüschige Hotelzimmer verkriecht, wenn der auf Heimaturlaub ist...