Gespräch
Gespräch mit Michelle Thrush, Making Treaty Seven
von Michelle Thrush und Siegmar Schröder
Erschienen in: Wir haben es einfach gemacht! – Reisen in internationale Theaterwelten (07/2024)
Siegmar Schröder _ Für das Theaterlabor und mich war die Arbeit in Kanada sehr wichtig, vor allem die Arbeit mit den First Nations. Viele ungewohnte Eindrücke haben mich dazu gebracht, meine eigene Wahrnehmung in Bezug auf zeitliche Abläufe und Bedeutungen zu reflektieren. Wie kamst du zu dem Projekt Making Treaty Seven?
Michelle Thrush _ Der Beginn lag im Jahr 2011, als Michael Green, mit dem ich gut befreundet war, auf mich zukam und ein Projekt besprechen wollte. Kanadische First Nations und weiße Kanadier (Settler/Newcomer) sollten künstlerisch zusammenarbeiten und eine gemeinsame Produktion über ein Thema, das beide Seiten betraf, herausbringen. Er war damals als Kurator der kanadischen Kulturhauptstadt Calgary 2012 in der Lage, so etwas zu finanzieren, und wollte mit diesem zentralen Kulturprojekt bei dem Festival die Sichtweise der Ureinwohner repräsentiert sehen. Wir stellten ein Komitee zusammen, in dem zunächst noch keine Künstler waren, und trafen uns über acht Monate lang und diskutierten darüber, was wir in einem solchen Projekt machen könnten, das über 2012 hinaus eine nachhaltige Zusammenarbeit ermöglichen sollte. Michael war von einem Theatertreffen in Neuseeland inspiriert und brachte die Idee mit, den noch gültigen Vertrag zwischen der britischen Regierung und der Blackfoot Nation (das Gebiet von Calgary...