Laudatio
Ruhm den Kleinen!
Laudatio zum Kurt-Wolff-Preis 2025 an den Verlag Theater der Zeit
Erschienen in: Theater der Zeit: Willem Dafoe – Biennale teatro in Venedig – Ausbildung und Digitalität (05/2025)
Assoziationen: Dossier: TdZ-Geschichte Harald Müller Paul Tischler

Was wäre die deutsche Literatur ohne die kleinen, wagemutigen Verlage, die so viele Erstdrucke nachmals berühmter Werke in die Welt gesetzt haben, häufig anonym, um sich selbst und den Autor nicht zu gefährden, manchmal mit imaginierten Namen und Druckorten? In der Weygandschen Buchhandlung erschien 1774 der Erstdruck von „Werthers Leiden“, und der Verleger hatte nichts davon, als sich, von Rechtsverhältnissen unbehelligt, die Nachdrucker zuhauf auf den exzeptionellen Text stürzten. Wer kennt noch die Eichenbergischen Erben, bei denen im gleichen Jahr die zweite Auflage des „Götz von Berlichingen“ erschien; der Erstdruck hatte nicht nur den Verlag, sondern auch den Autor verschwiegen. Novalis’ Schriften kamen 1802 in der Berliner „Buchhandlung der Realschule“ heraus, und 1835 verlegte J. D. Sauerländer Büchners „Dantons Tod“ in so wenigen Exemplaren, daß eines davon heute 4500 Euro kostet. Aber das Stück war in der Welt, keine Erbin konnte es mehr verbrennen. Was wäre aus Nietzsche geworden, wenn nicht der Leipziger Kleinverleger Fritzsch Geld und Mut an den exzentrischen Weltbetrachter gesetzt hätte? So könnten wir fortfahren und würden begreifen, daß bis heute die Entdeckerlust und Risikobereitschaft kleiner, auf der Initiative wagemutiger Literaturfreunde beruhender Verlage ein Netz über Deutschland spannen, ohne dessen stille Tragfähigkeit das, was wir Literaturgesellschaft und literarisches Leben nennen, längst zusammengebrochen wäre.
Preiswürdige Verleger
Die Preisträger der Kurt-Wolff-Stiftung, die wir aus Achtung vor der Amtlichen Deutschen Rechtschreibung unbedingt mit zwei Bindestrichen schreiben wollen, zeigen uns einen wichtigen Ausschnitt aus der Vielzahl heute tätiger Unternehmen, die zumeist auf einem hohen Grad von Selbstausbeutung ihrer Inhaber und Mitarbeiter beruhen. Zwei neue Namen finden sich vom heutigen Tag an auf dem Ruhmesblatt einer Stiftung, deren Bedeutung wir nicht hoch genug schätzen können (ich vermeide das tautologische Modewort wertschätzen); neben vielen andern Aktivitäten richtet sie den Blick der Öffentlichkeit auf die Existenz dieses unersetzlichen Elements unseres vielfach bedrohten Kulturlebens. Wir müssen diese Bedrohung an dieser Stelle nicht näher ausführen; der „Kulturschwund der unheimlichsten Art“, den Thomas Mann am Ende seiner Schillerrede von 1955 diagnostizierte, droht uns heute durch die Entwertung des Buches vermöge des Vordringens elektronischer Medien, die wie eine vielköpfige Krake jahrhundertealte Formen und Elemente geistig-künstlerischen Lebens aufzusaugen am Werk sind, eine Entsinnlichung und Entindividualisierung des Lesens befördernd, die auf einen homo novus als Manipulationsobjekt algorithmischer Despotien zielt. Sich dem entgegenzustemmen ist eine Aufgabe, die von all denen, die auf eigene Faust und Rechnung schöne und wertvolle Bücher in die Welt senden, in besonderem Maß angenommen wird, mit jener Nachhaltigkeit, die sich an das Buch als den eigenartig-schönen, handlich-vielseitigen Gegenstand heftet, der, wenn es gut geht (und das tut es hier häufiger als andernorts), von Einband und Vorsatzpapier über Schriftgestalt, Satzspiegel und Durchschuß bis zu jener Fadenheftung geht, die die Leselust vollkommen macht. Die Verlage, die wir heute ins Auge fassen, wissen um die Bedeutung aller dieser Elemente.
Mit den Verlagen sind die Verleger preiswürdig, die sich uns in einer je eigenen Doppelgestalt präsentieren: Doppelgestalt eines Ehepaars im einen Fall und Doppelgestalt zweier Generationen, des Gründers und seines Nachfolgers, im andern. Wie wird man Verleger? Im Fall von Angelika und Bernd Erhard Fischer ist das schnell aufgeklärt: durch das Versagen eines bestehenden Verlags, der ein aufgrund mündlicher Zusagen ins Werk gesetztes Buchvorhaben im letzten Moment absagte. Es sollte in Bild und Text Dichter in ihren Wohnhäusern porträtieren, ein naheliegendes, aber noch nie umfassend in Angriff genommenes Projekt. Angelika Fischer als Fotografin und ihr Mann als Autor hatten sich lebhaft ins Zeug gelegt; sie hatten das Brecht-Haus in Buckow, das Hauptmann-Haus auf Hiddensee und das Ehm-Welk-Haus in Bad Doberan ins Visier genommen und gedachten nicht, es damit genug sein zu lassen: Thomas Mann in Nidden, Hans Fallada in Carwitz, Anna Seghers in Berlin-Adlershof, Karl May in Radebeul und Ernst Jünger in Wilflingen sollten dazu kommen. Frau Fischer hatte viele Jahre als Werbe- und Industriefotografin gearbeitet, während ihr Mann als Buchgestalter tätig gewesen war; die neue Aufgabe war ihnen eine Herzensangelegenheit, auch weil sie ihre Interessen und Fähigkeiten dabei vereinigen konnten.
Längst haben die Fischzüge der beiden Verleger die Grenzen des deutschen Sprachraums überstiegen, und mit Hilfe eines englischen Autors war bei den Heften „Virginia Woolf in Rodhill“ ein besonderes Glanzstück geworden. Auch das Buchprogramm griff über den deutschen Sprachraum hinaus; zu den Erzählungen der Berliner Autorin Roswitha Schieb kamen Wiederentdeckungen im Bereich der skandinavischen Literatur; Bernd Fischer selbst faßte das Vietnam von heute ins Auge. Dazu ein Schillerroman von Jürgen Hultenreich, eine Eckermann-Erkundung von Bernd Dietzel – aus den Heften mit dem umklebten Etikett ist im Lauf der Jahre ein staunenswert umfangreiches Programm geworden, dessen Initiatoren, Organisatoren und Urheber aus einem kleinen Haus in Lichterfelde den Horizont ihrer Leser nach vielen Himmelsrichtungen erweitern.
TdZ-Geschichte
Auf andere Weise tut dies ein Verlag, der seinerseits notgeboren war und aus kleinen, wie improvisatorischen Anfängen über einen Zeitraum von fast dreißig Jahren zu der Dimension aufwuchs, in der er sich heute darstellt. Am Anfang stand auch hier eine Heftreihe, in Gestalt einer Zeitschrift, die 1946 in einem Berliner Theater-Verlag ans Licht trat. Sein Gründer, der mit der alten Volksbühnenbewegung verbundene Bruno Henschel, eignete ihn sechs Jahre später der Partei zu, der er angehörte, der Haupt- und Staatspartei eines Landes, dessen Verlagspolitik darauf gerichtet war, thematische Schwerpunkte verlegerisch zu konzentrieren, ja zu monopolisieren, ein Verfahren, das die Profitabilität dieser Verlage nachhaltig sicherte. So gedieh der Henschelverlag mit angeschlossenem Bühnenvertrieb und mehreren Zeitschriften zum einzigen Theaterverlag des Landes.
Mit dem Umbruch der ökonomischen Rahmenbedingungen wurde seine Zeitschrift Theater der Zeit nach 1990 in eine Krise gestürzt, die durch eine grundlegende Neugestaltung nur vorübergehend aufgehalten wurde. Bis zum Januar 1992 konnte eine Redaktion, an deren Spitze die Belegschaft den hochbewährten Martin Linzer wählte, ihre Arbeit fortsetzen; dann waren alle Hilfsquellen versiegt, das Ende der Zeitschrift schien unabwendbar. Ich war ihr seit dem Jahr 1964 in freier Mitarbeit als Opern- und Theaterkritiker verbunden gewesen und hatte im Lauf eines Vierteljahrhunderts die verschiedensten Chefredakteure, förderliche und unförderliche, mutige und unmutige erlebt, zugleich unter Redakteuren und Redakteurinnen freundschaftlich verbundene Kollegen gefunden. Sie hatten nach dem Sturz der parteihörigen Leitung großartige Hefte herausgebracht – und damit sollte es auf einmal vorbei sein? Ein Retter stellte sich ein, er hieß Harald Müller und hatte eigentlich einen Literaturverlag gründen wollen. Das jähe Verschwinden von Theater der Zeit ließ ihn umdenken, der sanguinische Tatmensch sann auf eine Neu- und Wiedergründung unter dem alten Namen und mit einem einzigen materiellen Rückhalt: der Abonnentenkartei; den Titel der Zeitschrift hatte er der Treuhand genannten Anstalt für einen Betrag, den er sich hatte leihen müssen, abkaufen können. Die rechtliche Basis gab eine Interessengemeinschaft Theater der Zeit als Trägerin einer Gründung, deren Geschäftsführer Harald Müller und deren Herausgeber Martin Linzer hieß, mit einem Beirat, der aus dem im Westen verwurzelten und durch Interviews mit Heiner Müller bekannt gewordenen Frank A. Raddatz und mir bestand, der ich seit 1990 von Bucharbeiten zu einer vielseitigen publizistischen Tätigkeit übergegangen war.
Ich sehe uns noch Ende 1993 in meiner Treptower Wohnung über die Probebogen des von dem Buch- und Werbegraphiker Rudolf Grüttner in verkleinertem Format und strengem Schwarz-Weiß gehaltene erste Heft der Neuedition gebeugt, die als Zweimonatsschrift von 96 Seiten zum Preis von 12 DM startete, mit Texten unter anderen von Peter Brook, Heiner Müller und Frank Hörnigk, Literaturprofessor an der Humboldt-Universität und seinerseits ein Geburtshelfer der Neugründung. Den Rücktitel des Heftes zierte zur Gänze eine Werbeanzeige des Theaters Oberhausen. Nicht nur die Theater des östlichen Deutschlands waren an der Fortexistenz einer Zeitschrift interessiert, die eine Alternative zu Theater heute bildete, der auf der Grundlage einer finanzstarken Stiftung im westlichen Berlin herausgegebenen Monatsschrift, die in Westdeutschland fast eine Monopolstellung innehatte.
Es war ein langer, an Wandlungen und Standorten reicher Weg von diesen ersten Heften einer versuchten Wiedergeburt zu dem heutigen Erscheinungsbild einer achtzig Seiten starken, auf Hochglanzpapier gedruckten Zeitschrift mit zahlreichen farbigen Abbildungen; mit 10,50 Euro kann sie für überaus preiswert gelten. Im zweiten Jahr der Neugründung interessierte sich ein westdeutscher Verlag für die Trägerschaft des finanziell ganz ungesicherten Unternehmens und ließ bald wieder davon ab; durch die von Harald Müller rastlos ins Werk gesetzte Schaltung kleiner und großer Spielplananzeigen unterstützten die deutschen Theater in Ost und West die Existenz der Zeitschrift. Der Übergang zum monatlichen Erscheinen war im Januar 2000 ein Zeichen wachsender Stabilisierung; als besonders erfolgreich erwies sich die Herausgabe von Doppelheften, mit denen die Redaktion, die längst eine gesamtdeutsche war, mit Herkünften aus allen Himmelsrichtungen des disparat vereinigten Vaterlandes, für ihre Abonnenten die Sommerpause überbrückte.
Unikum im deutschen Buchwesen
Das erste dieser Arbeitsbücher erschien im Sommer 1996 und trug den gedichtentnommenen Namen „Kalkfell“; es war ein stimmenreicher Nachruf auf den im Januar dieses Jahres verstorbenen Heiner Müller, dessen Begräbnis zu einem nicht enden wollenden Trauerzug vom Berliner Ensemble zum Dorotheenstädtischen Friedhof geführt hatte. Ein Theaterland trauerte um einen Dichter, der sich, von einer denunziantisch gefütterten Presse behelligt, in der mit drei andern geteilten Direktion des Berliner Ensembles aufgerieben hatte. Das von einem achtköpfigen Herausgeberteam betreute Heft war ein Meisterwerk, das den Leser auch heute noch in seinen Bann zieht; auf vielen Wegen brachte es einen Theatermann in Sicht, dessen radikale Skepsis betreffs der Zukunftsaussichten der sich so siegesgewiß gebenden transatlantischen Zivilisation sich seither realdramatisch bestätigt hat. Was den Apologeten eines schrankenlosen Kapitalismus damals als „Ende der Geschichte“ erschien, hat sich im neuen Jahrhundert, das mit einem islamistischen Großangriff auf die Zitadelle der Neuen Welt begann, als ein ideologisches Wunschgebilde wie der vorauseilende Sozialismus herausgestellt, der nur die schwächere Variante einer von Grund auf verfehlten Wirtschaftsweise war. Sie katastrophenfrei zu revidieren wäre die Aufgabe, der ein neues Theater, eine neue Kultur vorzuarbeiten hätte, aber es handelt sich um eine Menschheitsaufgabe, und die Menschheit ist ein nach Lebens- und Bewußtseinslagen allzu differentes Plurale tantum, um handlungsfähig zu ein. Auch Heiner Müller wußte keinen Rat außer dem Versuch, das Selbstbewußtsein der Akteure zu erschüttern; die aber gingen ohnehin nicht gern ins Theater.
Die große Nachfrage, die „Kalkfell“ auslöste, war der starting point dessen, was sich seither als Buchverlag Theater der Zeit darstellt. Den sommerlichen Arbeitsbüchern gesellte sich 1998 eine broschierte Buchreihe namens Recherchen, die es bis heute auf 174 Bände gebracht hat, das sind im Mittel sieben pro Jahr. An ihrem Anfang standen Analysen und Kommentare zu Brechts Lehrstück „Die Maßnahme“, das 1930 das tödliche Inbild kommunistischer Parteigebundenheit offengelegt hatte; Nummer 2 lenkte den Blick auf das Theater der zu Ende gehenden neunziger Jahre; Nummer 3, herausgegeben von dem Berliner Dramaturgen Maik Hamburger, versammelte ausgewählte Texte von Adolf Dresen, dem eminenten Regisseur, der bis 1977 am Deutschen Theater gearbeitet hatte, um dann sein Glück und Unglück in Wien und Frankfurt am Main zu suchen: „Wieviel Freiheit braucht die Kunst?“ lautete der vielversprechende Titel. Nummer 10, eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Literaturforum im Brecht-Haus, war „Die Freiheit ein Augenblick“ überschrieben und enthielt Texte von mir „aus drei Jahrzehnten“. Damals wie heute findet hier auf hohem Niveau nahezu alles Raum, was Theaterleute – Produzenten und Zuschauer – wissen wollen, und blickt man auf jüngst erschienene Bände, so stößt man auf die von Heiner Goebbels ergründete „Ästhetik der Abwesenheit“ und die Rahmenbedingungen des deutschen Kindermusiktheaters, auf Tragelehns „Roter Stern in den Wolken“, „Die Sorge um das Offene“ von Julius Heinicke und vieles andere mehr.
Bis weit in das neue Jahrhundert wurde der Verlag, ein Unikum im deutschen Buchwesen, von der genannten Interessengemeinschaft herausgegeben. Das änderte sich 2011, als der Verein, auch aus steuerlichen Gründen, ihre Rechte an die neu gegründetete Theater der Zeit GmbH übertrug. Innerhalb von 15 Jahren hatte sich über jene Recherchen hinaus eine Buchproduktion entwickelt, bei der dem Geschäftsführer ein ihm auch familiär verbundener junger Mann zur Seite stand, der, 1981 geboren, als Student geistes- und kunstwissenschaftliche Interessen mit dem Erwerb wirtschaftlicher Kenntnisse verband, individueller Vorgriff auf ein Fach, das später als Kulturmanagement eigenständig wurde. Während Paul Tischler, so hieß der begabte Novize, sich immer mehr in operative Aufgaben des Verlags einarbeitete, übernahm der Verleger eines Tages die Chefredaktion der Zeitschrift, sich einer Doppelbeanspruchung aussetzend, die glücklicherweise nicht lange anhielt. Unterdes gedieh der Verlag durch die Etablierung weiterer Buchreihen, die vielfältige Bedürfnisse befriedigten und dies bis heute tun. Backstage nennt sich eine Reihe, in der Protagonisten des deutschen Theaters sich in Gesprächen und Interviews darstellen: Armin Petras oder Charly Hübner, Vera Tscheplanowa oder Burghart Klaußner. Unter der Rubrik Wendungen findet man geistsprühende Bücher, in denen Essayisten wie Bernd Stegemann, Frank A. Raddatz oder Wolfgang Engler kritische Blicke auf Kunst und Gesellschaft werfen; eine Reihe, die gut französisch Scène heißt, publiziert fortlaufend neue französische Theaterstücke. Damit andere Länder nicht zu kurz kommen, gibt es unter dem Reihentitel Dialog Theaterstücke aus Brasilien und Kuba und vieles andere zu lesen. Von besonderer Bedeutung sind die nobel gedruckten Lektionen, eine Reihe von Orientierungsbüchern nicht zuletzt für Studenten aller aufs Theater bezogenen Fächer, sei es Kostümbild, Schauspielen, Theaterpädagogik, Regie oder Dramaturgie. Dem Begriff des Lehrbuchs haftet nach Form und Inhalt leicht etwas Trockenes an – nicht hier, wo etwa zum Thema Dramaturgie Bernd Stegemann, der auch als Gesellschaftsanalytiker bekannte Autor, die Epochen des europäischen Theaters seit der Antike in exemplarischen Texten vorstellt. Wollen Sie wissen, wie Stegemann diese Epochen definiert? Es würde zu weit führen, Sie müssen dieses wunderbar gedruckte Buch schon erwerben!
Außer der Reihe, aber gewissermaßen eine eigene Reihe bildend stehen die großen Bild-Text-Bände, entstanden in Kooperation mit deutschen und außerdeutschen Bühnen, die sich Erfahrung und Perfektion der Verlagsmitarbeiter in Lektorat, Gestaltung und Herstellung für die Dokumentation ihrer Arbeit zunutze machen. Theater ist die intensivste, aber auch die flüchtigste aller Kunstformen; sie bedarf der Haltekräfte des Buches, um sich den Zeitgenossen dauerhaft einzuprägen und die Nachwelt zu erreichen. Diese Bände geben Auskunft über die Arbeit bestimmter Ensembles und Intendanten, aber auch ganzer Theater wie der Passionsfestspiele von Oberammergau, der Burgfestspiele Jagsthausen oder des Dresdner Schauspielhauses, das sein 100-jähriges Jubiläum mit einem monumentalen Band feierte. Das Schauspielhaus Zürich, das kürzlich mit einem graphisch offensiven Spielzeitband auf sich aufmerksam machte, und das Chemnitzer Schauspiel, die Hamburger Kampnagelfabrik und das Hamburger Thalia-Theater – sie alle und noch manch andere vertrauen ihre Arbeitsberichte dem Verlag Theater der Zeit an, dessen alter, bald achtzig Jahre umfassender Name seinen Gegenwartsbezug markanter denn je einlöst.
Ich muß vor diesem Publikum aus Kennern und Fachleuten nicht ausführen, welch hohes Maß an Koordination und Organisation, finanzieller Versiertheit und intellektuellem Überblick alles dies erfordert. In der Person Paul Tischlers hat seit kurzem die junge Generation, inzwischen in die Jahre gekommen, die Gesamtleitung eines Unternehmens in ihre Hände genommen, und der Kurt-Wolff-Preis ist wie das i-Tüpfelchen auf dieser Wachablösung; er würdigt ein Teamwork, das nun in eine neue Epoche eintritt. Zwei Verlagen gilt es zu diesem Preis zu gratulieren und ich bin sicher, daß Sie alle in die guten Wünsche einstimmen, die deren künftige, durch eine hilfreiche Summe gestärkte Arbeit begleiten. „Ad multos annos“ sei Angelika und Bernd Fischer, Harald Müller und Paul Tischler und allen ihren Mitarbeitern aus solennem Anlaß zugerufen!
Laudatio zur Verleihung Kurt-Wolff-Preises an den Verlag Theater der Zeit sowie des Kurt-Wolff-Förderpreises an A . B . Fischer gehalten am 28. März 2025 auf der Leipziger Buchmesse, hier leicht gekürzt.