Ismael Ivo, Sie haben Anfang des Jahres die Intendanz des Balé da Cidade de São Paulo im Theatro Municipal übernommen. Das ist die größte Tanzkompanie Lateinamerikas in einem der eindrucksvollsten und wichtigsten Theater des Landes. Berufen hat Sie der Bürgermeister João Doria Júnior, ein Sozialdemokrat, der sein Amt am 1. Januar 2017 angetreten hat. Diese zügige Entscheidung ist Ausdruck für einen Politikwechsel in Brasilien, der auch die Kultur betrifft. Die Menschen in Brasilien sind konfrontiert mit einem Netzwerk der Korruption von unvorstellbarem Ausmaß. Die Präsidentin Dilma Rousseff ist ihres Amtes enthoben worden, gegen ihren Nachfolger Michel Temer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Auch die Leitungsebenen in den Kulturinstitutionen sind von diesem Korruptionsskandal betroffen. Wie beschreiben Sie Ihre Berufung zum neuen Intendanten in Bezug auf diese gewaltige politische Herausforderung?
Ich möchte mich auf die amerikanische Schriftstellerin Toni Morrison beziehen, die sagt, dass in schwierigen Umbruchszeiten die Künstler in den Vordergrund treten, wenn es darum geht, eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Ich war gerade dabei, eine Intendanz an der Göteborger Oper zu übernehmen, als ich die Einladung von Bürgermeister João Doria Júnior und dem Kultursekretär André Sturm aus São Paulo erhielt.
Ich habe mich für diese Position am Opernhaus von São Paulo...