Kultur für den Wiederaufbau
von Thomas Irmer
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theater der Jungen Welt
In einer Phase, in der nach der von Joseph Goebbels »für den totalen Kriegseinsatz« zum 1. September 1944 verfügten Schließung aller deutschen Bühnen die Theater ihre erste Friedensspielzeit hinter sich haben und an der Wiederherstellung eines regelmäßigen Spielbetriebs arbeiten, wird das Theater der Jungen Welt gegründet. Häufig müssen wegen der umfassenden Bombenschäden in vielen deutschen Städten die Theatergebäude provisorisch repariert oder eigens neue Spielstätten gefunden werden. Das städtische Schauspiel Leipzig wurde in dem nach Kriegszerstörung notdürftig hergerichteten Centraltheater am 19. Dezember 1945 eröffnet. Die Gründung des Theaters der Jungen Welt als erstes kommunales Theater für Kinder und Jugendliche in Deutschland ist eine Erweiterung des Theaterangebots in dieser schwierigen Zeit des Wiederaufbaus.
Das Volksbildungsamt beim Rat der Stadt führt zunächst Verhandlungen mit dem Schauspieler Hans Finohr aus Böhlitz-Ehrenberg über die künstlerische Leitung des Städtischen Theaters der Jungen Welt. Am 16. September 1946 wird jedoch Richard Füchsel »aushilfsweise«, wie es in einem Brief des Volksbildungsamtes vom selben Tag heißt, als Intendant des TdJW in Gründung angestellt. Bereits vier Tage später legt er den vom Amt gewünschten Stellenplan vor. Geschäftsführerin der Vorbereitung war die spätere Verwaltungsdirektorin Erna Ueberrück, die in dieser Phase Bekannte um finanzielle Hilfe bat.