Kunst ohne Pflaster
von Hans Schöpflin
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Es war wohl unvermeidlich, dass sich die Wege des Maxim Gorki Theaters und der Schöpflin Stiftung irgendwann kreuzen würden. Die Schöpflin Stiftung versteht sich als politische Stiftung – und das Gorki als ein politisches Theater. Ich selbst glaube fest an die Kraft von Kunst und Kreativität für individuelle und gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Shermin Langhoff betrachtet es als die ureigenste Aufgabe von Künstlern, die Mächtigen zu kritisieren. Unter ihrer Leitung hat sich das Gorki zu einem Ort entwickelt, an dem mit mutigen, ja auch radikalen Inszenierungen und Aktionen grundlegende soziale und gesellschaftspolitische Fragen unserer Zeit verhandelt werden. Der Pfad, der uns zusammengeführt hat, war dann auch an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus. Im Rahmen des „3. Herbstsalons“ haben wir gemeinsam eine Aktion des Zentrums für Politische Schönheit unterstützt – von Aktionskünstlern, deren „radikaler Humanismus“ polarisiert und zugleich den Finger in Wunden legt, auf die andere ein Pflaster kleben. Es ging uns dabei um die Stärkung kritischer Bewusstseinsbildung, das Aufzeigen von Missständen, um Aktivierung.
Auch den „4. Herbstsalon“ haben wir gefördert, der unter dem Schlagwort „De-heimatize it!“ dazu aufgefordert hat, Zugehörigkeiten ganz neu zu denken. Mich beeindruckt die Kompromisslosigkeit, mit der das Gorki seit fast einer Dekade beharrlich öffentliche Debatten anstößt, auf...