Theater der Zeit

Ein Hochsprung ins Unmögliche

Die Inszenierung von Margo Zalite (Regie) und Martin Miotk (Ausstattung)

von Margo Zalite, Susanne Kogler, Barbara Beyer und Martin Miotk

Erschienen in: Recherchen 113: Die Zukunft der Oper – Zwischen Hermeneutik und Performativität (06/2014)

Der Maler Alexander Rodtschenko hat in den 1920er Jahren für sich einen entscheidenden Schritt getan, als er sich entschloss, auf der Leinwand nichts mehr darstellen zu wollen. Er bemalte ganze Leinwände mit einer einzigen Farbe, so entstanden monochrome Bilder in Rot, Gelb und Blau. Rodtschenko hat sich danach vom Kunstschaffen zurückgezogen und Möbel, Geschirr, Flugzeuge und Arbeitskleidung, also Gebrauchsgegenstände aller Art, hergestellt. Die Krise der Repräsentation setzt sich in den Künsten seit einem Jahrhundert fort. Vor allem auf dem Theater gibt es zahllose Versuche, sich zur Idee der Repräsentation neu und anders zu verhalten und das Selbstverständnis von Theatersprachen dadurch zu hinterfragen. Auch der Versuch von Margo Zalite und Martin Miotk kann hierzu gezählt werden.

Das Spannungsverhältnis von Ritual und Prozessorientierung bestimmt die Abläufe. Die Figuren sind in geheimnisvollen, nicht begreifbaren Situationen eingebunden. Ritualisiert vollziehen sie im ersten Teil der Oper bestimmte Kreisbewegungen, die einem meditativen Rhythmus folgen. Im zweiten Teil sind es szenische Aktionen, die in einer Art Loop von jedem einzelnen Sänger in stetiger Folge wiederholt werden. Den Gegenpol zur Ritualisierung bildet das Prozessorientierte, die Einmaligkeit des nicht wiederholbaren Vorgangs. In dieser Umsetzung von Così fan tutte findet eine völlige Abkehr von jeglicher Handlung und Psychologie statt, die...

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