Draußen vor der Tür kämpfte eine Stunde vor der Premiere der Straßenzeitgeist lautstark um Gehör: Der Dritte Weg, eine in der Gegend recht aktive rechte Splitterpartei, hatte zu einer Demo aufgerufen. Die Gegendemonstranten hielten direkt vor dem Theatercafé das Plauener Wendedenkmal in Obhut – 230 versus 100 lautete nach Polizeiangaben das Kräfteverhältnis.
Drinnen gab es die intellektuelle Antwort: „German History“, ein „Deutschland-Abend mit Texten von Heiner Müller“ in der Regie von Roland May. Der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau erklärte drei Stunden später – bei der Premierenfeier auf der Kleinen Bühne des Vogtlandtheaters – seine Müller-Affinität aber auch als autobiografisch begründet: Als jugendlicher Hospitant in Potsdamer Jugendjahren erlebte May den Autor am Hans Otto Theater persönlich, zudem gilt er als letzter lebender Hauptdarsteller der legendären Chemnitzer Inszenierung von Müllers „Der Auftrag“ 1981.
Müllers Ära umfasst bekanntlich die jüngsten vier deutschen Machtwechsel, die May in eigenem Bühnenbild – eine Männerkloake mit breiter Pissrinne und hochhängender Leinwand für Schwarzweißvideos (Maxi Ratzkowski) – in 13 Szenen mit Texten aus Müllers Schaffensjahren von 1971 bis 1995 anlegt. Den Schwerpunkt bilden dabei mit fünf Auszügen „Die Schlacht“ (1973) sowie mit drei Auszügen „Die Hamletmaschine“. Andere Texte, auch aus dem Nachlass, kommen hinzu, vornehmlich prophetisch sehr kluge...