Machen. Denken. (ver)Zweifeln.
Erschienen in: Recherchen 114: Fiebach – Theater. Wissen. Machen. (06/2014)
In seinen Inseln der Unordnung. Fünf Versuche zu Heiner Müllers Theatertexten1 macht Hans-Joachim Fiebach, der unter dem Namen Joachim Fiebach seine Arbeiten veröffentlicht und der von Freunden kurz Jochen genannt wird, eine interessante Anmerkung über die Ausleger oder Interpreten von künstlerischen Arbeiten. Mit Bezug auf Julio Cortázars Erzählung Der Verfolger2 sinniert er über die prekäre Tätigkeit des Auslegers/Interpreten/Kritikers/Wissenschaftlers.
Dem Künstler, über den er handelt, sei es scheißegal, was der Ausleger von ihm hält. […] Das Bittere für den Ausleger ist, daß er seine Haltung besser ausgedrückt findet von einem anderen. Von seinem Eigenen sprechend, schreibt er über ihn. Ich habe im Auge Müllers Offenheit, seine mühselige Suche nach dem Produktiven, nach den „Inseln der Unordnung“. Im einzelnen gibt es Differenzen.3
Auf der folgenden Seite dreht Fiebach den Spieß um. Um „über Frustrationen und die Chancen der Kunst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts“ zu reden, die „diskontinuierlichen Linien“ in der Geschichte des Theaters seit Brecht nachzuziehen, hätte er auch genauso gut die Westberliner Schaubühne oder die Arbeit Wole Soyinkas als Bezugspunkte wählen können4. Hat er aber nicht. „Müller könnte mir so […] scheißegal sein.“ Ist er aber nicht und Fiebach führt aus, warum – gefolgt...