„Enligh10ment“: Das Festival als Hoffnungsträger in politisch-ökonomischer Krisenzeit
von Julius Heinicke
Erschienen in: Recherchen 148: Sorge um das Offene – Verhandlungen von Vielfalt im und mit Theater (05/2019)
Im Laufe des Jahres 2008 brach die Wirtschaft Zimbabwes zusammen. Die Inflation erreichte einen unvorstellbaren Rekord von sechseinhalb Oktodizillionen Prozent. Mit der Operation „Murambatsvina“, in welcher die Townships in Harare – Keimzellen der politischen Opposition – im Auftrag der Regierung wortwörtlich dem Erdboden gleich gemacht wurden und die Menschen aus diesen Ballungsräumen über das ganze Land verteilt, das heißt separiert, wurden, fand die Despotie und Brutalität einen weiteren Höhepunkt, und der Westen verhängte Sanktionen; das Festival blieb jedoch verschont. Dieses zeigte der Welt, dass Zimbabwe trotz Krise ein imposantes Event auf die Beine zu stellen vermochte. Durch das über die Jahre geschaffene Netzwerk von lokalen und internationalen Partnern aus den Kunst- und Kulturszenen und Institutionen verfügte das Festival über jede Menge tatkräftige Unterstützer und Befürworter.
Da es sich auf den ersten Blick um kein politisches Engagement, geschweige denn um eine Unterstützung des Regimes handelte, froren die internationalen Geber ihre Gelder in diesen Fällen nicht ein, sondern, im Gegenteil, unterstützten das Festival 2009 mit renommierten Künstlern. Als deutsche Beiträge wurden die Bayerische Bläserband LaBrassBanda und die internationale Playback-Theatre-Gruppe Familie Flöz eingeladen, die gesellschaftspolitisch nicht verfänglich und doch wirkungsmächtig schienen. Zwischen ironisch-niederbayerischem Heimatkitsch und hoher musikalischer Kunst agierend, wurden die Aufführungen von...