„Have you ever feel black skin?”, fragt mich Zé de Paiva und hält mir seinen Unterarm für eine Berührung hin. Auch die anderen Tänzer, Nasheeka Nedsreal und Ricardo de Paula, verlassen in „Ubuntu“ ihren Safe Space der Bühne, kommen ins mehrheitlich „weiße“ Publikum und laden Einzelne ein: „That’s your chance – touch my hair!“ Folgt man der Aufforderung, besteht das beunruhigende Dilemma darin, ein zutiefst rassistisches Stereotyp zu reproduzieren. Die Berührung zu verweigern, erscheint angesichts der physischen Nähe allerdings auch unpassend. Am Ende betrachtet sich das Publikum auf der Leinwand gegenüber selbst. Was bedeutet Zuschauer-Sein in dieser Konstellation? Wie soll das (strukturell) Getrennte hier zusammengehen?
„Ubuntu“, die (süd)afrikanische Lebensphilosophie der Nächstenliebe, des Gemeinsinns und des Bewusstseins, als Einzelne immer Teil der Gemeinschaft und des Ganzen zu sein, scheint hier ein abwesendes, utopisches Ideal, Ungleichheit und struktureller Rassismus vielmehr die geteilte Realität zu sein. So endet der Abend auch alles andere als optimistisch mit einer repräsentativen Szene willkürlicher Gewalt an Menschen, die nur aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert werden: Ricardo de Paula ruft „Hands up!“, Hektik bricht aus. Auch wenn sich einige Zuschauer adressiert fühlen und die Hände heben, sind es die Performer, die hier – begleitet vom Cellospiel Eurico Ferreira Mathias’...