Protagonisten
Angriffe auf den Elfenbeinturm
Zehn Jahre Solistenensemble Kaleidoskop
von Anna Opel
Erschienen in: Theater der Zeit: Hamburgische Dramaturgien – Amelie Deuflhard und Karin Beier (04/2016)
Assoziationen: Akteure
When you’re falling, you’re safe“, verspricht der Hypnotiseur und führt die Zuschauerin zu einer schwarzen Yogamatte, auf der sie innerhalb von 90 Sekunden reglos liegen und ihren Wahrnehmungen nachlauschen wird. Weihrauch, repetitive Minimalmusik, flirrender Gesang und suggestive Laserprojektionen haben das Publikum auf den Punkt vorbereitet, an dem sie in „Black Hole“ zu Komplizen werden. Komplizen des Sterbens. Komplizen in einem Trauerritual. Das Solistenensemble Kaleidoskop und der bildende Künstler und Hypnoseexperte Martin Eder haben diesen Abend in den Berliner sophiensaelen gemeinsam konzipiert. Eine temporäre Allianz – typisch für die Arbeit des Ensembles.
Seit seiner Gründung vor zehn Jahren erweitert das Streicherensemble Kaleidoskop die Aufführungspraxis klassischer Musik in immer neuen Konstellationen. Regisseure, Choreografen, bildende Künstler und Komponisten sind die potenziellen Partner des in Berlin ansässigen, international agierenden Künstlerkollektivs. Das Bekenntnis zur Gemeinschaft der Solisten ist dem Namen des Kollektivs eingeschrieben. Es gilt nach außen wie nach innen und stellt nichts weniger dar als einen Angriff auf das Prinzip Elfenbeinturm.
„Keine Denkverbote, was die Konzertsituation angeht“, so lautet das Motto aller Unternehmungen, erklären Tilman Kanitz und Michael Rauter bei unserem ersten Treffen in der Kokerei der Zeche Zollverein im September 2015 mit fast heiligem Ernst. Traditionen zertrümmern, Material auseinandernehmen, es mit der aktuellen...