Nach meiner Beobachtung versuchen sich Künstler wie Theoretiker seit einiger Zeit daran, politische Entwicklungen, philosophische Analysen und künstlerische Ausdrucksformen zusammenzudenken. Zwei Philosophen/Künstler sind dabei mit besonders markanten Positionen hervorgetreten: Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek arbeitet seit Jahren am Projekt einer zweiten Aufklärung, und der Aktionskünstler Philipp Ruch bringt mit dem Zentrum für Politische Schönheit seit einiger Zeit die Öffentlichkeit durcheinander. In ihren neuesten Büchern wird der Philosoph zum Dramatiker und der Künstler zum Philosophen. Sind die Multitalente der Herausforderung gewachsen?
I
Die gute Nachricht am Anfang: Slavoj Žižek gibt seinen Kampf gegen die Postmoderne nicht auf. Sein Projekt bleibt die zweite Aufklärung einer von falschen Komplexitäten vernebelten Gegenwart. Hatte die erste Aufklärung den freien Menschen erdacht und damit eine Explosion kapitalistischen Wirtschaftens und aller Arten von Wissenschaft gezündet, so ist unsere Epoche von den Auswirkungen dieser gewaltigen Entwicklung gezeichnet. Die Spätmoderne ist ein Sammelbecken all der Zersplitterungen und Übertreibungen, die aus der ersten Aufklärung folgten, und ihre Ideologie ist das postmoderne Denken. Žižek legt dieses Denken auf die Couch seiner ganz speziellen Analysetechnik. Dabei greift er zum einen auf den dialektischen Materialismus zurück, der in der Nachfolge der Hegel’schen Dialektik das linke Denken bestimmt hat, und zum anderen zieht er...