Angesichts der (selbst)kritischen Reformdiskussionen zum nicht eben mitarbeiterfreundlichen deutschen Stadttheater mag es zunächst beinahe wie ein aus der Zeit gefallenes Klischee klingen, aber András Dömötör sagt, er liebe das Theater, es sei schon eine „huge addiction“, eine Hingabe, vielleicht auch eine Sucht. Tatsächlich verbringt er seit 1999, als er in Budapest mit dem Schauspielstu -dium begann – später studierte er parallel zu seiner Arbeit als Schauspieler Regie –, einen Großteil seiner Lebenszeit mit und im Theater. Was andere als erschöpfenden Produktionsapparat mit zu wenig Weltbezug beschreiben, nennt Dömötör, der am liebsten mit zeitgenössischen Texten und an aktuellen Themen arbeitet – auch im hierzulande kaum gewagten Format der schnell produzierten, politische Nachrichten verarbeitenden Theaterserie –, „the best place in life“.
Für den 1978 Geborenen, der trotz schwindelerregender Premierenzahlen pro Spielzeit (fünf für 2017/18 in drei Ländern) nicht müde oder abgekämpft wirkt, liegt das Besondere des Mediums Theater in dessen Fähigkeit, Fantasien und Energien freizusetzen. Er liebt vor allem die auf dem angstfreien und befreienden Austausch beruhende Arbeit mit den Schauspielerinnen und Schauspielern. Und die Momente am Rande der Proben, wenn im Übergang zwischen Rolle und Privatheit, Ernst und Spiel mitunter die besten Ideen entstehen.
Als Theatermacher politisiert hat ihn erst die...