We need many fantastic institutions
Für ein dekoloniales Zukunftsgedächtnis
von Suy Lan Hopmann
Erschienen in: Kampnagel Hamburg. 40 Jahre Widerspruch – Workbook zum Jubiläum (07/2024)
Vergessene Geschichten
»Die Vergangenheit liegt nicht hinter uns, sie umgibt uns von allen Seiten, nur in veränderter Form.«
Michelle Wright in Johny Pitts, »Afropean«, 2019
Dieser Satz hallte jahrelang in mir nach, jeden Morgen, wenn ich von der Bernhard-Nocht-Straße auf St. Pauli ins Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, kurz MARKK, zur Arbeit fuhr. Wenn ich zuerst am Bernhard-Nocht-Institut, allgemein bekannt als Tropeninstitut, vorbeiradelte, dann den Millerntorplatz überquerte, an Planten un Blomen entlangfuhr und das Hauptgebäude der Uni passierte, um dann die letzten Meter bis zu dem großen, freistehenden Gebäude des MARKK mit seiner eindrücklichen Architektur zurückzulegen.
All die Orte, die ich hier aufgezählt habe, sind in der Stadt und im öffentlichen Raum erkennbar und teils weithin sichtbar. Hamburger*innen haben dazu sicher unmittelbar Bilder im Kopf – eigene und fremde, vielleicht auch aus Filmen und von Fotos, alte und lebendige. Aber was diese Gebäude, Straßen und Monumente mit dem deutschen Kolonialismus zu tun haben, wissen viele Menschen nicht.
Wahrscheinlich ist es bisher nur wenigen aufgefallen, dass die Außenfassade des MARKK von in Stein gemeißelten evolutionistischen Plastiken eingefasst ist. Zur Gründungszeit des Hauses spiegelten diese Stereotype des »Fremden« das Weltbild des Direktors Georg Thilenius und vieler anderer Europäer*innen...