Brückenkopf zur Freiheit – Theater in Beirut
von Rolf C. Hemke
Erschienen in: Recherchen 104: Theater im arabischen Sprachraum – Theatre in the Arab World (12/2013)
Assoziationen: Asien
Die Situation in Beirut im Spätsommer 2013 ist angespannt, wie gehabt. Die Auswirkungen des syrischen Bürgerkriegs und die Verwerfungen, die dieser Konflikt in der politischen Landschaft des Libanon verursacht hat, sind allenthalben spürbar. Zudem ist das Land überschwemmt mit Kriegsflüchtlingen. Diejenigen, die Verwandte oder Freunde in Beirut haben, finden Unterschlupf. Dies gilt für viele der teilweise recht gut vernetzten syrischen Künstler, die ihre Heimat seit der Revolution verlassen mussten. So leben etwa die in diesem Buch portraitierten Regisseure und Autoren Raghda Al Sharani und Mohammad Al Attar derzeit in Beirut.
Der Großteil der Flüchtlinge jedoch findet Aufnahme in neuen provisorischen oder alten, ohnehin überfüllten, palästinensischen Flüchtlingslagern. Die Lebensumstände sind jeweils inakzeptabel, aber eine Verbesserung der Infrastruktur wird von den libanesischen Behörden bewusst verhindert mit dem Argument, dass dies die Rückkehrwilligkeit der Flüchtlinge nach einem Ende des Konfliktes beinträchtigen könnte. So bleibt es den NGOs und privaten Hilfsinitiativen überlassen, den alltäglichen Überlebenskampf der Flüchtlinge abzumildern. Eine dieser Initiativen nennt sich Butterfly Effect und versteht sich als „theatrales“ Hilfsprojekt. Es wurde bereits 2011 von den Schauspielern Jalal Ataweel und Louise Abdul Karim ins Leben gerufen und wird von einem Psychotherapeuten begleitet. Im berüchtigten Flüchtlingslager Shatila werden syrische Kinder und Jugendliche im Alter...